Lyra & Fenris - Moonbound Kapitel 7

Das Flüstern des Paktes


Lyra glaubt, im Haus endlich einen sicheren Ort geschaffen zu haben, doch die Dunkelheit findet ihren Weg nach innen. Eine fremde Stimme offenbart sich nicht als Warnung, sondern als Bedrohung - und greift Lyra direkt an. Erst Fenris’ rechtzeitige Rückkehr vertreibt die unsichtbare Macht und macht deutlich, dass der Fluch näher ist als gedacht.
Mit der Lieferung rätselhafter Waren, einem alten Brief und ersten Wahrheiten über den zerbrochenen Pakt wird klar: Die Wächterin jagt nicht die Vergangenheit, sondern Fenris selbst - und Lyra ist der Schlüssel. Während sich Schutz und Gefahr unauflöslich vermischen, beginnt ein Spiel, in dem Liebe zur stärksten Waffe wird… oder zum größten Risiko.


Lyra putzt wie eine Wahnsinnige. Jede energische Bewegung des Lappens, jeder scharfe Geruch des Reinigungsmittels ist eine Waffe gegen die Angst, die ihr die Stimme in der Gasse eingehaucht hat. Sie kanalisiert die Sorge um Fenris und den Zorn auf die unheimlichen Augen von Rosevil in absolute, peinliche Sauberkeit.

 

Das Schlafzimmer, der sakrale Raum ihres Bundes, sieht schon richtig gemütlich aus - auf eine tiefschwarze, gotische Weise. Sie hat einen alten, schwarzen, kleinen Holztisch in den Möbeln gefunden, die noch überall im Haus verteilt herumstehen. Es sind zwar nicht viele brauchbare Stücke darunter, aber dieser Tisch ist perfekt.

 

Sie hat eine dicke, schwarze Samtdecke, die sie gefunden hat, darauf ausgebreitet und schwere, dicke schwarze Kerzen darauf gestellt. Das Kerzenlicht wirft weiche, tanzende Schatten, die die Härte des gereinigten Raumes mildern.

 

Die Vorhänge, die Fenris gestern provisorisch angebracht hatte, hängen jetzt auch ordentlich und gerade. Die dunklen Stoffbahnen sind eine vorläufige Mauer gegen das lauernde Licht der Außenwelt.

 

Jetzt fehlt nur noch der letzte, wichtigste Anker, das Symbol ihrer gemeinsamen Stärke: die Tore als Kleiderhaken - der umgebaute, massive Kleiderständer aus dem Friedhofseisen. Sie kann es kaum erwarten, dass Fenris kommt und dieses dunkle Monument ihres Bundes aufstellt.

 

Lyra hält inne. Der Raum ist nun befriedet, eine schwarze Oase, die nur von den flackernden Flammen der dicken schwarzen Kerzen auf dem Beistelltisch beleuchtet wird. Das Licht ist warm und verräterisch zugleich, es spielt mit den Schatten und lässt die Ecken des Zimmers geheimnisvoll tief erscheinen.

 

Ihr Blick fällt auf das Bett des Grafen, das massive, dunkle Möbelstück, das sie von der unheimlichen Frau am Hafen gekauft hatten. Es ist nicht einfach nur ein Bett; es ist ein Thron, eine Kathedrale der Dunkelheit, in dem sie und Fenris ihren Anker finden.

 

Lyra verliert sich fast darin. Der schwarze Himmel, das schwere geschnitzte Holz - es zieht sie an. Es fühlt sich an, als würde eine unsichtbare, kalte Kraft sie sanft, aber unwiderstehlich zum Bett gezogen werden. Es ist ein Sog, der ihre Glieder kribbeln lässt. Sie gibt dem Verlangen nach, macht ein paar unwillkürliche Schritte in Richtung des dunklen Holzes, die Füße bewegen sich wie von allein.

 

Doch kurz bevor sie das Bett erreicht, wehrt sie sich. Lyras Willenskraft ist stärker als jeder Bann. Sie presst die Lippen zusammen und hält inne.

 

In diesem Moment durchbricht eine neue Stimme die Stille, nicht kalt und fordernd wie die der Rivalin, sondern warm, aber eindringlich.

 

„Lyra... Lyra, du musst ihn beschützen.“

 

Lyra bleibt wie angewurzelt stehen. Die Stimme ist anders, näher, vertrauter, aber mit einer uralten Traurigkeit erfüllt. Es ist, als würde sie direkt aus dem Holz des Bettes sprechen.

 

Auf eine Weise hat sie Angst; die Vorstellung, dass die Vergangenheit sie durch Wände und Möbel erreichen kann, ist entsetzlich. Aber auf der anderen Seite findet sie es aufregend. Diese übernatürliche Gefahr macht ihren Bund mit Fenris nur noch realer, macht ihre Rolle als seine Wächterin nur noch dringlicher.

 

Sie ist bereit zuzuhören.

 

Lyra zögert nicht. Die Aufregung überwiegt die Angst. Sie dreht sich um, die Kerzenschatten tanzen über ihren Mantel. Sie nimmt die Präsenz wahr, die aus dem Bett oder dem Boden zu kommen scheint, und spricht in die Dunkelheit hinein.

 

„Wer sind Sie? Und warum soll ich ihn beschützen? Fenris beschützt sich selbst.“

 

Die Stimme antwortet sofort, aber die sanfte, mahnende Traurigkeit ist verschwunden. Sie wird hart, kalt und metallisch - die kalte, fordernde Stimme, die Lyra bereits in der engen Gasse vernommen hat. Der Bann des Bettes war nur eine kurze, trügerische Einführung.

 

„Ich bin diejenige, die älter ist als du. Ich bin die, die zuerst da war. Und ich werde Fenris nehmen.“

 

Die Worte schlagen Lyra ins Gesicht, schonungslos und bestimmt.

 

„Ganz gleich, wie viele Samte du kaufst und wie viele Mauern du baust. Er wird mir gehören. Und du bist nur eine kurzlebige Ablenkung in seiner ewigen Qual.“

 

Lyras Aufregung kippt in eiskalte Wut. Dies ist kein geisterhafter Hilferuf; dies ist eine Kriegserklärung, eine direkte Herausforderung an ihren Bund. Die Stimme will nicht nur Lorcan, sie will Fenris.

 

Sie fixiert das Bett, als wäre die Rivalin in den dunklen Schnitzereien gefangen. „Du kannst versuchen, ihn zu nehmen“, zischt Lyra, ihre Stimme ist überraschend fest. „Aber du wirst nur meine Asche finden, bevor du ihn erreichst.“

 

Lyra weicht nicht zurück. Die kalte Entschlossenheit der Stimme facht ihren eigenen stolzen Zorn an. Sie ist Fenris' Anker, und niemand wird ihren Besitz in Frage stellen.

 

„Er ist nicht deins, du Elend!“, zischt Lyra, ihre Hände ballen sich zu Fäusten. „Dein Anspruch ist alt und verfault. Ich bin real. Ich bin hier.“

 

Sie merkt, wie die Stimme beginnt, sie physisch zu umgeben. Die Luft im Raum wird plötzlich eiskalt, und sie fühlt, wie sich die Kälte hinter ihr verdichtet, als würde die unsichtbare Rivalin um sie herum schleichen.

 

Ganz nah an ihrem Ohr, mit einem Hauch, der wie alter Marmor riecht, spricht die Stimme erneut. „Ich werde ihn mir nehmen. Ich werde dich zusehen lassen, wie er zu mir zurückkehrt. Er gehört mir, Lyra. Immer.“

 

Lyra ist außer sich. „Verschwinde! Du bist ein Echo, kein Leben!“

 

In diesem Moment greift die Stimme, die keine Hand hat, nach Lyra. Es ist eine Berührung von übernatürlicher Kälte und Wucht, ein Schlag aus dem Nichts. Lyra wird mit brutaler, unsichtbarer Kraft von den Füßen gerissen und gegen die Wand geschleudert. Der Aufprall raubt ihr den Atem, und der Kopf knallt gegen das kalte Mauerwerk.

 

Sie sinkt stöhnend zu Boden, ihre Sicht verschwimmt, die Kerzenschatten drehen sich wild. Genau in diesem Augenblick der Hilflosigkeit und des Verrats reißt die Tür des Schlafzimmers auf.

 

Fenris steht da. Er ist gerade erst vom Friedhof zurückgekehrt, die Kälte der Krypta haftet noch an ihm, aber seine Augen brennen. Er hat Lyras Nachricht gelesen, er hat ihren Schmerz gespürt, und er ist rechtzeitig gekommen. Sein Blick fällt auf Lyra, die am Boden liegt, und dann auf die leere, eiskalte Stelle im Raum, wo die Stimme manifestiert war.

 

Sein Körper spannt sich an wie eine gespannte Sehne. Fenris' Gesicht, das er gerade erst für ein Lächeln bereitgehalten hatte, erstarrt zu einer Maske absoluter, gnadenloser Wut.

 

Fenris reagiert nicht mit Logik, sondern mit Instinkt. Er sieht Lyra am Boden, die Schattenspiele, die ihren Schmerz umfließen, und sein Herz, dieses sonst so kalte, unnahbare Organ, zieht sich schmerzhaft zusammen.

 

Er wirft die Tür hinter sich zu und stürzt mit wenigen, raumgreifenden Schritten zu ihr hinüber. Er kniet neben ihr nieder, seine dunkle Gestalt ist ein Schutzschild gegen das ganze Haus.

 

Gerade als Fenris Lyra erreicht,  verschwindet die Kälte, als wäre sie nie dagewesen. Die eiskalte Präsenz der rivalisierenden Stimme wird durch seine Ankunft vertrieben. Fenris ist der Anker, und seine rohe, physische Macht ist ein Bann gegen die Geister.

 

Er umfasst ihr Gesicht mit seinen großen, warmen Händen. Die Berührung ist fest, aber sanft, und seine ganze Aufmerksamkeit gilt ihr.

 

„Lyra. Was ist passiert? Bist du verletzt?“, seine Stimme ist tief und rau, vibrierend vor unterdrückter Wut und Sorge. Er sucht nach einer sichtbaren Wunde, nach einem Zeichen für den unsichtbaren Angriff.

 

Sie atmet schwer, die Augen suchen seine. „Sie… sie hat mich angegriffen. Fenris. Sie will dich mir nehmen.“

 

Sein Blick wird zu Feuer. Er sieht die Schürfwunde an ihrem Hinterkopf, das blasse Grauen in ihrem Gesicht, und er versteht. Dies war keine Drohung mehr. Dies war ein direkter Angriff auf sein Eigentum.

 

Er zieht sie vorsichtig in seine Arme, umfängt ihren Körper fest und drückt sie an seine Brust. Seine Dominanz ist jetzt nicht nur psychisch, sondern physisch. „Das wird nicht geschehen“, flüstert er gegen ihr Haar, seine Worte sind ein unheiliger Schwur. „Du gehörst mir. Und ich gehöre dir. Lass das sie nur versuchen.“

 

Fenris hebt Lyra behutsam hoch. Seine Arme sind stark und sicher, die Kälte der Krypta ist von seinem Körper gewichen und durch eine schützende Hitze ersetzt worden. Er trägt sie zum massiven Bett des Grafen, das nun, da er an ihrer Seite ist, weniger bedrohlich und mehr wie ein Thron des Ankers wirkt.

 

Er legt sie sanft auf die dicken, schwarzen Laken. Seine Bewegungen sind sorgfältig, jede Berührung ist ein ungesagtes Versprechen der Heilung und Rache. Er kniet sich neben sie und stützt sich mit einem Arm ab, seine dunkle Präsenz hängt über ihr.

 

Während Fenris ihre Schulter und ihren Nacken prüft, beginnt Lyra, ihm mit leiser, aber entschlossener Stimme zu erzählen.

 

„Es waren zwei Stimmen. Zuerst eine, die wollte, dass ich dich beschütze. Aber das war eine Falle. Es war sie“, haucht Lyra. „Die Rivalin. Die, die ich schon in der Gasse gehört habe.“

 

Fenris’ Augen verengen sich gefährlich. Er zieht ein feines, dunkles Laken über ihre Beine und lauscht.

 

„Sie war hier. Sie ist die Frau vom Hafen, Fenris. Die, die uns das Bett verkauft hat. Sie wissen Bescheid. Sie warnt mich, dass ich dich beschützen soll, aber dann hat sie mir gedroht. Ganz unverblümt. Sie sagte, sie nimmt dich mir. Dass du ihr gehörst und ich nur eine Ablenkung bin.“

 

Fenris atmet scharf ein. Seine Hand fährt zärtlich, aber bestimmt über ihre Stirn. Die Wächterin. Die Stimme. Die Erkenntnis in der Krypta war richtig, aber sie ist weiter, als er dachte. Sie sind Teil eines Netzes.

 

„Sie hat dich angegriffen“, presst er hervor, seine Stimme ist nun kaum mehr als ein knurrendes Versprechen. „Sie hat es gewagt, meine Frau anzugreifen.“

 

Er beugt sich tiefer zu ihr. „Sie lügt, Lyra. Du bist nicht ihre Ablenkung. Du bist der Grund. Du bist diejenige, die meine Dunkelheit mit Licht bindet. Sie wird dich nicht anfassen. Und sie wird mich nicht bekommen.“

 

Er küsst sie auf die Stirn, ein langer, tiefer Kuss, der ihre Seele beruhigt und seine Wut nährt.

 

Fenris ignoriert das Verlangen nach sofortiger Rache. Lyras Sicherheit hat oberste Priorität.

Er verlässt sie nicht, sondern holt aus der Reisetasche ein kleines, ledergebundenes Medizintäschchen, gefüllt mit uralten Salben und dunklen Heilkräutern. Er befeuchtet einen Lappen und reinigt die Schürfwunde an ihrem Hinterkopf, seine Berührung ist achtsam und vorsichtig.

 

„Halt still“, befiehlt er leise, seine Augen fixieren die Verletzung.

 

Er trägt eine dicke, duftende Salbe auf, die Wunde beginnt sofort zu kühlen. Es ist eine Heilung mit uralter Magie, die das physische Trauma des unsichtbaren Schlags lindert. Lyra stöhnt leise, aber es ist mehr ein Laut der Erleichterung als des Schmerzes.

 

„Besser?“, fragt er, ohne von seiner Arbeit aufzusehen.

 

„Ja. Ihre Kälte brennt nicht mehr“, flüstert sie.

 

Als die Wunde versorgt ist, drückt Fenris einen Kuss auf die Stelle, ein unheiliges Siegel der Heilung. Er blickt auf.

 

„Jetzt muss ich Mauern bauen, Lyra. Magische Mauern.“

 

Er steht auf, seine Gestalt ist groß und drohend in den Kerzenschatten. Er holt einen weiteren Beutel hervor, diesmal gefüllt mit schwarzem Salzkristall und getrockneten, dunklen Blüten. Er geht langsam, methodisch durch das Zimmer, dann durch das ganze Haus.

 

Fenris murmelt alte, raue Beschwörungen in einer Sprache, die so alt ist wie die Steine der Krypta. Er streut das Salz und die Blüten in die Fensterrahmen, unter die Türschwellen und an die Ecken des Hauses.

 

Es ist kein herkömmlicher Schutz. Es ist eine Dunkelheit gegen Dunkelheit. Er bindet die Essenz ihres Ankers, das dunkle Bett und den Samt und ihre gemeinsame Leidenschaft, in die Schutzformel ein. Er errichtet einen Bann, der nicht nur die Geister, sondern auch die wachsamen, lebenden Augen der Wächterin abwehren soll.

 

Als er zurück ins Schlafzimmer kommt, spürt Lyra die Veränderung. Die Luft ist dicker, gesättigt mit einer unheiligen Sicherheit. Das Haus atmet jetzt seinen Schutz.

 

Er sieht sie an, seine Augen glänzen im Kerzenschein. „Niemand dringt hier ein, Lyra. Es ist jetzt unser eigener, abgeschirmter Abgrund.“

 

Er legt die Werkzeuge zur Seite. Nun gibt es nur noch sie.

Fenris lässt das Werkzeug und die magischen Überreste liegen. Die Verteidigung ist errichtet, der Bann gefestigt. Jetzt muss er ihren Körper nähren und ihre Seele beruhigen.

 

Er sieht sie auf dem dunklen Bett liegen, klein und erschöpft, aber ihr Blick ist feurig.

 

„Hast du Hunger, Lyra?“, fragt er leise. Die Frage ist profan, aber seine Stimme enthält eine tiefe, fürsorgliche Strenge.

 

Lyra schüttelt kaum merklich den Kopf. Essen ist das Letzte, woran sie jetzt denken kann, da ihr das Grauen so nah gekommen ist.

 

Fenris akzeptiert es. Er geht näher zu ihr, setzt sich neben sie auf das massive Bett. Er lehnt sich an die dunkle, geschnitzte Holzwand des Betthimmels und strahlt eine unerschütterliche Ruhe aus.

 

Vorsichtig, als wäre sie ein zerbrechliches, kostbares Artefakt, nimmt er sie in seinen Arm. Er zieht sie an sich, ihre Wange ruht auf seiner Schulter, wo sie die Wärme und den Geruch seiner Haut spürt - eine Mischung aus Kälte der Krypta und seinem eigenen, dunklen, männlichen Duft.

 

Er hält sie fest, aber ohne Zwang. Es ist eine Umarmung der Gewissheit. Hier, in der Mitte ihres Ankers, sind sie unantastbar. Das Schweigen zwischen ihnen ist nicht leer; es ist erfüllt von den ungesagten Liebesschwüren und der tiefen, brutalen Wahrheit ihrer Verbundenheit.

 

„Wir sind hier. Wir sind sicher“, flüstert er ihr zu, seine Worte sind mehr Bestätigung für die draußen lauernde Stimme als für Lyra selbst.

 

Lyra liegt sicher in Fenris' Arm, seine Wärme vertreibt die letzte Spur der Kälte der Rivalin. Jetzt, da der magische Schutz sie umgibt und Fenris’ Dominanz sie beruhigt, ist es Zeit für die Wahrheit.

Sie bricht die Stille und beginnt, Fenris alles zu erzählen, was sie über den Grafen Lorcan und das zerbrochene Siegel herausgefunden hat, während er in der Krypta war.

 

„Die Stimme der Wächterin und die Roseviler - sie handeln nach den Regeln dieses Paktes“, haucht Lyra. „Der Graf Lorcan war der Mann. Das V. I. MCMIV auf dem Sockel war nicht das Grab, sondern der Zeitpunkt des Bruchs. Sie haben das Siegel nicht nur gebrochen. Sie haben es zerrissen, weil er gegen die Regeln verstoßen hat.“

 

Sie drückt sich fester an ihn. „Und das Wichtigste: Die Waren, die ich kaufen sollte, Fenris, die Samtvorhänge und die Holzkisten… die Holzkisten werden heute Abend noch geliefert. Ich habe die Lieferung bestätigt, bevor sie mich angegriffen hat. Sie kommen, um unseren Anker zu vervollständigen, aber sie wissen auch, dass sie damit unseren Schutz liefern.“

 

Fenris’ Körper unter ihr spannt sich an, nicht aus Wut, sondern aus berechnender Einsicht. Er zieht sie enger an sich, sein Kinn ruht auf ihrem Scheitel.

 

„Gut, Lyra“, murmelt er. „Sehr gut. Das Spiel ist also offen. Sie liefern die Materialien für unseren Schutz, weil sie hoffen, dass wir schwach genug sind, um den Pakt zu erfüllen. Sie denken, der Samt und das Holz binden uns an ihre Regeln. Aber wir werden sie gegen sie selbst verwenden.“

 

Er küsst ihre Schläfe. „Bevor die Waren kommen, müssen wir unseren Anker physisch manifestieren. Das Tor.“

 

Fenris steht auf, die Dunkelheit seiner Gestalt dominiert den Raum. Er küsst Lyra noch einmal auf die Stirn, ein stilles Versprechen, dass alles, was sie jetzt tun, ihrer Sicherheit dient.

 

„Das Tor kommt zuerst“, erklärt er. „Ein Symbol muss physisch im Anker verankert werden, bevor die Lieferung der Rivalin eintrifft. Sie sollen sehen, dass unsere Verteidigung Eisen hat.“

 

Er geht hinaus in den Flur, um das schwere, aus dem Friedhofstor geschweißte Eisenobjekt zu holen. Lyra hört das Kratzen des Metalls auf dem Holzboden, als Fenris das monströse Stück in das Schlafzimmer zieht.

Es ist ein Zeichen der Rebellion. Der Kleiderständer ist nicht nur ein Möbelstück; er ist die Umwandlung eines Todesymbols in ein Symbol ihres ewigen Bundes.

 

Fenris stellt das Tor mit roher Kraft und Präzision vor das Bett. Es ist eine dunkle, massive Eisenkonstruktion, deren geschwungene Linien von verblichenen Wappen und gotischer Verzierung zeugen. Es ist fast so hoch wie der Bettpfosten selbst.

 

Er zieht ein paar der schwarzen Samtkleider, die Lyra bereits herausgesucht hat, und hängt sie an die Haken. Die Kleider, die für die Ewigkeit gemacht sind, hängen nun an dem Eisen, das für die Ewigkeit geschaffen wurde.

 

Er tritt einen Schritt zurück und betrachtet das Arrangement. Die schwarze, eisenharte Dominanz des Tores steht in perfektem Kontrast zum weichen, umschließenden Schutz des Grafenbettes.

 

Fenris dreht sich zu Lyra um. „Der Anker ist vollständig“, sagt er. Seine Augen glänzen vor dunklem Triumph. „Jetzt sollen sie ihre Waren bringen. Wir sind bereit.“

 

Fenris dreht sich etwas zu Lyra um, seine Hand ruht auf dem kalten, harten Eisen, das er dem Friedhof entrissen hat. Das dreimalige, metallische Pochen an der Haustür lässt ihn erstarren.

 

Die Lieferung ist da. Die Rivalin hat ihre Waren geschickt.

 

Er blickt hinüber zu Lyra, die auf dem Bett liegt, und ihr Blick ist ein Versprechen, dass sie stark bleibt. Er muss das Signal aussenden: Er ist der Herr dieses Ortes.

 

Fenris löst seine Hand vom Eisen und beginnt, sich zur Tür zu bewegen. Jeder seiner Schritte hallt schwer und entschlossen auf dem Holz. Er ist nicht in Eile, er zelebriert die Verzögerung, um der Außenwelt - und der Wächterin, die zweifellos in der Nähe lauert - seine Geringschätzung zu zeigen.

 

„Bleib hier, Lyra“, befiehlt er, seine Stimme ist tief und trägt die gleiche unheilige Dominanz wie das Eisen des Tores. „Niemand außer mir wird sie in dieses Haus lassen.“

 

Er verlässt das Schlafzimmer, der magische Schutz, den er um sie gezogen hat, knistert fast spürbar um ihn herum. Er geht durch den Flur, die Dunkelheit ist sein Verbündeter.

An der schweren Haustür angekommen, greift er nicht sofort zum Riegel. Er wartet einen Herzschlag lang, lässt die Stille nach dem Pochen wirken.

 

Wer steht draußen? Die Wächterin selbst? Oder nur ihre unbedarften Häscher?

 

Fenris zieht den Riegel mit einem lauten, dramatischen Geräusch zurück. Die Tür schwingt auf und offenbart das spärliche Licht der Straße und die Schatten der Ankommenden.

 

Fenris reißt die Tür auf. Das schwache, gelbliche Licht der spärlich beleuchteten Roseviler Straße dringt in den Flur. Der Kontrast zwischen der Dunkelheit seines Hauses und der Außenwelt ist scharf, und Fenris ist der Anker dazwischen.

 

Draußen stehen zwei Männer in dunklen Arbeitsanzügen, die Gesichter von Schatten verdeckt. Sie sehen gewöhnlich aus, aber ihre Augen glänzen mit der unheimlichen, wissenden Kälte, die Fenris schon bei der Wächterin bemerkt hat. Sie sind Boten der Macht, keine einfachen Lieferanten.

 

Neben den Männern stehen die Waren:

Massive Holzkisten, aus dunklem Eichenholz, die offensichtlich alt und unheimlich schwer sind.

Mehrere große Rollen des tiefschwarzen Samts, so undurchdringlich in seiner Farbe, dass er das Licht zu verschlingen scheint.

Einer der Männer tritt vor, beugt den Kopf in einer respektvollen, aber berechnenden Geste. „Fenris“, sagt er, seine Stimme ist trocken und ohne jegliche Freundlichkeit. „Die Lieferung der Madame. Die Grundlagen für Ihr Zuhause. Sie müssen nur bestätigen, dass alles vollständig ist.“

 

Fenris ignoriert die Frage der Vollständigkeit. Er weiß, dass alles da ist, was die Rivalin glaubt, ihm für den Pakt zu schulden.

 

Sein Blick ist eine Drohung. „Werdet nicht ungeduldig“, sagt Fenris, seine Stimme ist tief und herablassend. „Und tretet nicht über die Schwelle, bevor ich es erlaube.“

 

Er tritt zurück. Der magische Schutz, den er gezogen hat, ist spürbar: Die Männer zögern, ihre Füße bleiben strikt auf der schmutzigen Pflasterung. Sie sind gefangen zwischen dem Zwang der Wächterin, die Waren zu liefern, und Fenris' Bann, der sie nicht ins Haus lässt.

 

„Stellt die Kisten ab. Und rollt den Samt herein“, befiehlt Fenris. „Und dann kehrt zu eurer Herrin zurück und sagt ihr, dass ihre Geschenke nicht den Preis ändern werden. Der Pakt wird gebrochen. Ihr gehört nur Staub.“

 

Die Männer nicken stumm. Sie hieven die schweren Holzkisten und die Rollen Samt vorsichtig über die Schwelle, legen sie gerade so über den unsichtbaren Bannkreis, den Fenris gezogen hat. Dann ziehen sie sich zurück, ihre Schatten verschwinden schnell in der Nacht von Rosevil.

 

Fenris schließt die Tür mit einem krachenden Geräusch, das wie ein Schuss in der Dunkelheit klingt. Die Waren der Feinde sind nun im Haus.

 

Er dreht sich um. Er hat die Zutaten, um seinen Anker zu vervollkommnen.

 

Fenris atmet tief durch, die Luft im Flur ist nun von den fremden Energien der gelieferten Waren gesättigt. Er hat keine Zeit zu verlieren. Die Geschenke der Feinde müssen schnellstmöglich in den Dienst ihres Bundes gestellt werden.

 

Mit brutaler Effizienz hievt Fenris die schweren, alten Holzkisten und die dicken Rollen des schwarzen Samts. Er schleppt alles dorthin, wo es verwendet werden soll: Der Samt landet im Schlafzimmer, bereit, die Fenster endgültig und undurchdringlich zu verhüllen; die Kisten stellt er in den angrenzenden Ankleidebereich, wo ihre Geheimnisse auf die Nacht warten.

 

Er kehrt ins Schlafzimmer zurück. Lyra liegt noch immer auf dem Bett, ihre Augen beobachten ihn aus den Schatten heraus. Fenris ist nun nicht mehr der Krieger an der Schwelle, sondern der hingebungsvolle Gefährte.

Er geht in die Küche und holt ein Glas kaltes Wasser. Das Wasser in Rosevil ist klar und rein, unberührt von den dunklen Dingen, die in der Stadt geschehen.

Er reicht es Lyra. Sie nimmt es dankbar entgegen, ihre Finger streifen seine, und diese kleine, alltägliche Geste der Fürsorge ist in der umgebenden Dunkelheit intensiver als jede Liebkosung.

 

Nachdem Lyra getrunken hat, setzt sich Fenris neben sie, seine Hände umfassen ihre Knie. Jetzt kommt der ernste Teil, die Anweisungen für das Überleben.

 

„Morgen früh gehe ich zurück in die Krypta“, beginnt Fenris, seine Stimme ist tief und dringlich. „Ich muss Lorcans Grab aufbrechen. Und du bist jetzt der Anker des Hauses.“

 

Er fixiert sie mit einem Blick, der keine Widerrede duldet. „Lyra, du öffnest die Tür für niemanden. Du schaltest das Telefon ab. Du gehst nicht an die Fenster. Wenn die Wächterin oder ihre Hunde zurückkommen, um dich zu provozieren oder anzugreifen, ignorierst du sie. Du verlässt dieses Zimmer nicht, bis ich zurück bin. Dein einziger Auftrag ist es, das Licht in dir zu schützen und diesen Anker zu halten.“

 

Er beugt sich vor, seine Lippen streifen ihren Hals, und seine Worte sind ein unheiliges Kommando: „Du bist mein Zentrum. Du bist mein Schutz. Und du bist meine Seele. Halt durch, bis ich den Pakt gebrochen habe.“

 

Lyra sieht Fenris direkt in die Augen, ihre eigene Angst ist nun vollständig von ihrer Entschlossenheit überschattet. Sie ist keine passive Gefährtin; sie ist der lebendige Schutzwall.

 

„Ich verstehe, Fenris“, sagt sie, ihre Stimme ist fest, ohne zu zittern. „Ich werde die Tür für niemanden öffnen. Ich werde diesen Raum nicht verlassen. Ich bin dein Anker, und ich werde ihn halten, bis du zurückkommst und diesen Fluch beendet hast. Ich bin hier. Ich warte auf dich.“

 

Fenris’ Mundwinkel zuckt nach oben. Es ist keine Geste der Freude, sondern der tiefen, befriedigten Dominanz. Er ist zufrieden mit ihrer Antwort. Er hat eine Frau, die seine Befehle nicht nur befolgt, sondern die Gefahr versteht und sich ihr mutig stellt.

 

Er neigt sich vor und küsst sie, der Kuss ist intensiv und besitzergreifend, eine Versiegelung ihres Abkommens.

Dann löst er sich und richtet seine Aufmerksamkeit auf die nächste Aufgabe. Er hat noch die anderen Fenster zu verdunkeln, um das gesamte Haus in ihren privaten, geschützten Abgrund zu verwandeln.

 

„Du warst fleißig“, sagt er anerkennend und blickt auf das Fenster im Schlafzimmer. Lyra hatte bereits, zu seiner Zufriedenheit, die ersten, provisorischen Vorhänge ordentlich an der Gardinenstange befestigt. Der Raum ist bereits ein Bunker.

 

Fenris nimmt die neuen, schweren Rollen des tiefschwarzen Samts aus der Ecke. Er beginnt, die restlichen Fenster im Haus zu verhängen. Die tiefschwarze Farbe saugt das letzte bisschen Licht von außen auf. Er arbeitet schnell, die alten Flüche murmelnd, während er das Tuch befestigt.

 

Als er fertig ist, ist das gesamte Haus in eine kühle, dicke, absolute Dunkelheit getaucht, unterbrochen nur von dem warmen, verräterischen Schein der Kerzen im Schlafzimmer. Sie sind isoliert, geschützt, bereit für die Nacht.

Fenris kehrt ins Schlafzimmer zurück. Er sieht Lyra an, die im Bett auf ihn wartet.

 

„Jetzt sind wir versiegelt“, sagt er, seine Stimme klingt tief und befriedigt. „Die Dunkelheit ist unser. Und wir müssen sie nutzen.“

 

Fenris geht in den angrenzenden Ankleidebereich, wo die Holzkisten stehen - dunkle, massive Särge für ihre seltsame Mitgift. Er hat eine Taschenlampe dabei, die er auf die Kisten richtet. Das Licht frisst sich kaum durch das dicke Eichenholz.

 

Fenris zögert nicht. Er reißt den Deckel der ersten Kiste mit einer rohen Bewegung auf.

Im Inneren findet er, was er erwartet: eine Fülle von Materialien, die den Anker der Wächterin vollenden sollen. Es sind schwere, mitternachtsblaue Seidenkissen, die so tief gefärbt sind, dass sie fast schwarz wirken, und mehrere gerollte, gewebte Wollteppiche von einer Farbe wie gefrorene Erde. Diese Dinge sind von unbestreitbarer, alter Qualität und sollen ihren Komfort erhöhen - oder ihre Bindung an diesen Ort versiegeln.

 

Fenris wirft die Gegenstände achtlos beiseite und öffnet die zweite Kiste.

 

Hier wird es persönlicher, sinnlicher. Er findet mehrere Lagen silbergrauer Seide, die sich wie eine kühle Haut anfühlt. Es sind Laken von unvorstellbarer Schwere und Weichheit, die für das Grafenbett bestimmt sind. Sie sind kalt, luxuriös und atmen eine erotische Verheißung. Es ist eine offene Einladung, ihre Dunkelheit mit sündhafter Weichheit auszukleiden.

 

Doch in der dritten Kiste findet er das eigentliche, unheilige Geschenk der Rivalin.

 

Die Kiste ist kleiner und beherbergt nur zwei Dinge: einen Stapel dünner, schwarzer Ritualkerzen und eine ornamentierte, eiserne Schatulle. Die Schatulle ist massiv, mit rostigen, komplizierten Mustern verziert und in der Mitte mit einem einzigen, zerbrochenen Siegel aus schwarzem Wachs versehen. Es ist das Lorcan-Siegel, nur unversehrt, bevor es in der Krypta zerbrochen wurde.

 

Fenris packt die kalte, schwere Schatulle. Sie ist das Zentrum des Paktes.

 

Er trägt die eiserne Schatulle und die schwarzen Kerzen zurück ins Schlafzimmer. Lyra richtet sich auf, ihr Blick fällt sofort auf das unheilvolle Eisen in seinen Händen.

 

„Was ist das?“, fragt sie, ihre Stimme ist fasziniert.

 

Fenris stellt die Kiste auf den schwarzen Beistelltisch, direkt neben die brennenden Kerzen. Er legt seine Hand auf das kalte Metall. „Dies ist das Herz des Fluches, Lyra. Die Wächterin hat uns unsere eigene Fessel geliefert.“

 

Er gibt ihr die Kerzen. „Stell sie um das Bett. Wir werden sie benutzen, um diese Schatulle zu öffnen. Aber zuerst…“

 

Er blickt sie an, seine Augen sind ein Versprechen. „Zuerst beziehe ich dieses Bett mit den Laken, die sie uns geschickt hat. Wir werden die Versuchung in einen Anker der Stärke verwandeln, bevor wir ihre Geheimnisse lüften.“

 

Fenris wartet nicht auf Lyras Antwort. Er sieht die schwarzen Kerzen als neue Waffe, aber die Seide als notwendige Verführung.

 

Lyra schiebt sich langsam auf dem Bett hoch. Sie muss sich an den Kopf fassen, eine leichte, schmerzende Erinnerung an den brutalen Angriff der Stimme. Die Wunde ist versorgt, aber die Erschütterung sitzt tief. Fenris sieht die Geste und seine Lippen pressen sich zusammen. Rache wird kommen.

 

Er beginnt, die schweren, kalten silbergrauen Seidenlaken aus der Kiste zu holen. Sie sind kühl und fließend in seinen Händen, ein unwiderstehliches Versprechen.

 

Während Fenris das Laken mit schnellen, effizienten Bewegungen auf das massive Grafenbett zieht, beginnt Lyra, die schwarzen Ritualkerzen um das Bett herum aufzustellen. Sie platziert sie strategisch, als würde sie einen magischen Kreis um ihren Anker ziehen, ihre Konzentration schützt sie vor dem Schmerz. Die Flammen sind klein, aber ihre Zahl vervielfacht das Licht, das die Dunkelheit des Zimmers nur tiefer erscheinen lässt.

 

Fenris ist bald fertig. Das Bett ist nun bezogen mit der luxuriösen, sündhaften Seide der Rivalin. Sie ist kühl und unendlich glatt unter den Fingern, die perfekte Unterlage für Verzweiflung - oder für absolute Vereinigung.

 

Er sieht Lyra an, die nun die letzte Kerze angezündet hat. Die Flammen spiegeln sich in ihren Augen. Sie haben das Vermächtnis des Feindes in ihren Dienst gestellt.

 

Fenris tritt zu ihr. Er legt seine Hände an ihre Hüften und zieht sie an sich, spürt die Kälte und die Entschlossenheit, die sie ausstrahlt.

 

„Die Rivalin hat uns die Laken für unsere letzte Nacht der Ruhe geschickt“, flüstert er, seine Stimme rau vor Verlangen und Wut. „Wir werden ihr zeigen, dass unsere Vereinigung stärker ist als ihre hundertjährigen Ansprüche.“

 

Er blickt auf die eiserne Schatulle auf dem Beistelltisch, die von den neu aufgestellten Kerzen im Kreis beleuchtet wird. „Bevor wir dieses Geheimnis lüften, weihen wir diese Seide, Lyra. Mit unserer Stärke. Mit unserer Leidenschaft.“

 

Er hebt sie hoch, seine Augen sind fixiert auf ihre. Die letzte Vorbereitung ist abgeschlossen. Jetzt beginnt ihre eigene dunkle Zeremonie.

 

Fenris trägt Lyra zum Bett, das mit der silbergrauen Seide der Rivalin bezogen ist. Die Haut der Laken ist kühl, die schwarzen Kerzen werfen flackernde, lange Schatten, die die Wände tanzen lassen. Dieses Bett, der Thron des alten Grafen, wird nun zum Altar ihres unheiligen Bundes.

 

Fenris lässt Lyra nicht los. Er lässt sie mit einer geschmeidigen Bewegung auf der Seide nieder und folgt ihr sofort, sein Körper drückt sie tief in das kühle, glatte Material. Dominanz ist keine Wahl für Fenris; sie ist eine Naturkraft, die in seiner Berührung liegt.

 

Sein Mund findet ihren, ein Kuss von einer Intensität, die die Luft um sie herum verbrennt. Er ist nicht zärtlich, sondern besitzergreifend - ein Eid, der jede Drohung der Wächterin unwirksam macht. Lyra erwidert ihn mit der gleichen rauen Verzweiflung. Dies ist kein Liebesspiel, es ist eine magische Notwendigkeit.

 

„Du gehörst mir“, knurrt er gegen ihren Mund, seine Hände umfassen ihre Taille, seine Finger graben sich leicht in das weiche Fleisch. „Und wir brennen dieses Haus mit unserer Wahrheit frei.“

 

Fenris’ Hände sind nun überall, nicht fragend, sondern nehmend. Er reißt die Kleidung von ihrem Körper, seine eigenen dunklen Stoffe folgen schnell, bis nur noch die kühle Seide des Bettes ihre nackte Haut von seiner trennt.

Er verschmilzt mit ihr in einer Geste, die kein Flehen kennt. Er füllt sie mit seiner Stärke, seiner Wut, seinem Schutz. Er ist der Herrscher ihrer Verbindung, und sie ist der Anker, der ihn hält.

 

Lyra windet sich unter ihm, ihre Hände krallen sich in seine breiten Schultern, ihre Rufe sind unterdrückte Schreie der Lust und der Befreiung. Sie geben sich einander hin, um die Dunkelheit zu vertreiben, um ihren Bund im Angesicht des drohenden Fluches zu besiegeln.

 

Der Rhythmus wird hart, unaufhaltsam - eine dunkle Zeremonie der Wiederaneignung. Mit jedem Stoß von Fenris gegen ihren weichen, atmenden Körper wird die Seide mit ihrer Wahrheit geweiht. Die Wächterin wollte sie verführen; sie nutzen die Verführung, um sich unverwundbar zu machen.

 

Als der Höhepunkt sie mit der Kraft eines magischen Blitzes trifft, ist es nicht nur Ekstase. Es ist ein Akt der Schöpfung, der ihren Bann unzerbrechlich macht.

 

Fenris sinkt auf sie nieder, seine Brust presst sich gegen ihre. Er hat sie vollständig in Besitz genommen, ihre Körper sind eins, und die Luft im Kreis der schwarzen Kerzen ist ruhig und gesättigt mit ihrem unheiligen Sieg.

 

Die Ekstase weicht einem tiefen, körperlichen Frieden. Fenris hält Lyra fest umklammert, ihre Haut ist feucht, ihre Atmung geht flach und gleichmäßig. Die kalte Seide ist nun warm unter ihren Körpern, gesegnet durch ihre leidenschaftliche Stärke. Sie liegen im Schein der schwarzen Kerzen, umgeben von der undurchdringlichen Dunkelheit, die Fenris um das Haus gezogen hat.

 

Langsam, mit einer Ruhe, die nur nach solch intensiver Dominanz und Hingabe einkehrt, kommen sie zur Ruhe. Fenris rollt sich vorsichtig auf die Seite, zieht Lyra aber sofort an seine Brust, sein Arm liegt schwer und schützend über ihr.

 

Nach einigen Momenten der Stille, in der nur das leise Knistern der Kerzen zu hören ist, richtet Lyra den Blick auf das Beistelltischchen. Die eiserne Schatulle, die die Wächterin ihnen geschickt hat, liegt dort, das zerbrochene Wachssiegel im Zentrum des Lichts.

 

„Fenris“, haucht Lyra, ihre Stimme ist heiser von den Schreien der Lust und der Anstrengung. „Jetzt. Die Schatulle.“

 

Er nickt, seine Augen sind wach und scharf. Der Akt der Liebe hat seinen Geist nicht getrübt, sondern geschärft. Er weiß, dass er ihre letzte Ruhe geopfert hat, um dieses Geheimnis zu lüften.

Fenris löst sich von Lyra, wobei er ihr sofort eine der silbergrauen Seidenlaken überlegt. Er steht auf, seine dunkle, muskulöse Gestalt wirft einen riesigen Schatten auf die Wände. Er tritt an den Tisch, seine Hand greift nach dem kalten, ornamentierten Eisen.

 

Die Kerzen umrahmen die Schatulle. Er bringt sie zurück zum Bett und stellt sie auf das Kissen neben Lyra. Das eiserne, kalte Gewicht des Gegenstands kontrastiert scharf mit der weichen, warmen Seide.

 

„Der Pakt ist besiegelt“, murmelt Fenris und fixiert das zerbrochene Wachs. „Und jetzt wird er gebrochen.“

 

Er öffnet die Schatulle. Es gibt keinen Schlüssel, nur eine eiserne Klammer, die er mit einem kurzen, entschlossenen Ruck aufreißt.

 

Der Deckel knarrt leise. Im Inneren liegt ein einziger Gegenstand, eingebettet in verblichenen Samt: ein Stück Pergament und eine dünne, schwarze Haarlocke.

 

Fenris zieht das Pergament heraus. Es ist keine Urkunde, sondern ein Brief, in eleganter, alter Handschrift verfasst.

Fenris liest die Worte, und Lyra, die sich neben ihm aufrichtet, blickt gespannt darauf.

 

Fenris hält das Pergament in der Hand, seine Finger sind kalt von dem Eisen der Schatulle. Die dünne, schwarze Haarlocke - das greifbare Überbleibsel einer leidenschaftlichen Seele - liegt neben Lyra auf der kühlen Seide.

Fenris entrollt das alte Papier unter dem Schein der schwarzen Ritualkerzen. Er beginnt zu lesen, seine tiefe Stimme ist trocken und resonierend im Dunkel des Zimmers.

Der Brief ist datiert auf das Jahr 1904, das V. I. MCMIV von der Gruft, und ist offensichtlich von Graf Lorcan selbst verfasst.

 

„Meine Liebe, meine unsterbliche Flamme.

Das Siegel ist gebrochen. Ich konnte die Verzweiflung nicht ertragen, dich in diesen kalten Mauern des Paktes zu wissen, gebunden an einen Eid, den ich selbst geschworen habe. Deine Seele sollte nicht mein ewiges Eigentum sein, nur um mich vor der Leere zu schützen.

 

Sie, die Wächterin, hat mich gewarnt, dass der Bruch einen Preis fordern würde. Sie sagte, wenn unsere Verbindung vor der Zeit zerrissen wird, wird der Pakt nicht einfach enden. Er wird einen neuen Anker suchen, eine neue Seele, die meine Dunkelheit für die Ewigkeit trägt. Eine Seele, die so rein und leidenschaftlich ist wie deine.

 

Ich habe das Tor zerstört, um dich zu befreien. Aber jetzt weiß ich: Der Pakt sucht einen neuen Liebestempel. Jene, die unser Bett wieder beziehen, werden zu den Erben unserer Qual. Die Schatulle hält nicht mein Geheimnis, sondern meine Warnung.

 

Flüchte, wenn du kannst. Aber wenn du bleibst, wirst du seine neue Braut sein. Und mein Geist wird dich hassen, weil du bist, was ich verloren habe. Die Zeit ist keine Gnade. Sie ist der Haken, an dem Rosevil seine Opfer fängt."

 

Fenris beendet die Lesung. Stille füllt den Raum, erstickt nur vom leisen Flackern der Kerzen.

 

Lyra, ihr Gesicht ist kalkweiß. „Die neue Braut… Fenris, das Bett… die Wächterin wusste das. Sie hat es uns verkauft, damit wir das Erbe seiner Qual antreten.“

 

Fenris’ Blick ist nun nicht nur zornig, sondern finster vor Erkenntnis.

 

„Es ist schlimmer, Lyra“, sagt er, seine Stimme bricht fast. Er blickt auf die schwarze Haarlocke. „Ich habe angenommen, der Pakt geht um den Grafen. Aber der Brief sagt: Die Seele, die meine Dunkelheit für die Ewigkeit trägt. Der Pakt sucht meine Dunkelheit, Lyra. Die Wächterin will mich. Und sie benutzt dich, um mich an diesen Ort zu binden. Du bist nicht die Braut des Grafen. Du bist der Anker für meinen Untergang.“

 

Seine Augen treffen ihre, eine kalte Angst, die er sonst nie zulässt, liegt in ihnen. Die Schatulle war der Anfang von etwas noch Schlimmerem. Es ist nicht nur ein alter Fluch; es ist ein Jagdvertrag auf Fenris’ Seele, und Lyra ist der Köder.

 

Fenris starrt auf das Pergament, seine frühere Dominanz ist von der bitteren Erkenntnis des Briefes fast ausgelöscht. Die Jagd gilt ihm, und Lyra ist der unschuldige, liebende Köder.

 

„Sie muss wissen, wo das eigentliche Siegel ist“, presst Fenris hervor, seine Gedanken rasen. „Wenn Lorcan es nicht im Grab ist...“

 

Bevor er den Gedanken beenden kann, spüren sie die Veränderung in der Luft. Die dichte, sichere Kälte des Banns, den Fenris um das Haus gezogen hat, wird plötzlich durchbrochen. Es ist nicht das leise Knistern der Wächterin; es ist eine gewaltsame Invasion.

 

Eine magische Bedrohung dringt in den Raum ein.

 

Der Schein der schwarzen Kerzen zuckt, und eine von ihnen explodiert mit einem scharfen Knall, der Rauch und Dunkelheit freisetzt.

 

Fenris und Lyra starren auf die Stelle, an der die Kerze stand. Der Rauch verdichtet sich nicht nur, er nimmt eine Form an: eine schemenhafte, dunkle Frauengestalt.

Sie ist nicht ganz fest, sondern ein unheiliges, atmendes Schattenbild, das aus der Luft und dem Rauch gespeist wird. Die Erscheinung hat die elegante, dominante Haltung der Wächterin, aber ihre Augen sind hohl und brennen mit einem kalten, besitzergreifenden Licht.

 

Die Manifestation der Besessenheit steht über ihnen, unheimlich groß und drohend im Zentrum des Kerzenkreises.

 

„Du hast meinen Brief gelesen, mein Liebster“, zischt die Erscheinung, ihre Stimme ist die kalte, fordernde Stimme der Rivalin, nun verstärkt und absolut real im Raum. „Die Zeit ist abgelaufen. Ich komme, um meinen Preis zu holen. Und deine Braut wird zusehen, wie du mir gehörst.“

 

Die Gestalt hebt eine rauchige Hand. Sie zielt nicht auf Lyra, sondern direkt auf Fenris’ Brust.

 

Fenris zögert keinen Moment. Die rauchige Gestalt der Wächterin, die aus der explodierten Kerze aufsteigt, ist real, ihre hohlen Augen brennen mit bösartiger Besessenheit. Sie streckt eine schemenhafte Hand nach seiner Brust aus, um seine Seele zu ergreifen.

 

Doch Fenris ist nicht nur ein Gelehrter, er ist ein Jäger und ein Kämpfer, der die Waffen der Dunkelheit selbst gegen sie einsetzt.

 

Anstatt Lyra wegzustoßen, zieht er sie näher zu sich, ein instinktiver Akt des Schutzes. Dann, mit der Geschwindigkeit eines Raubtiers, reißt er das Pergament mit Lorcans letzter Warnung von der Seide.

 

„Du lügst!“, knurrt Fenris, seine Stimme ist ein donnerndes Versprechen der Vergeltung. „Du jagst nicht seine Seele, du jagst meine! Du willst nicht seinen Pakt, du willst meine Dunkelheit!“

 

Er hält das Pergament hoch, die alte Schrift glüht fast im Schein der Kerzen. „Hier steht es! Lorcan wusste, dass du einen neuen Anker suchen würdest! Eine neue Seele, die seine Dunkelheit trägt! Meine Dunkelheit!“

 

Die Erscheinung der Wächterin zischt wütend, die schemenhafte Hand zuckt zurück, als würde sie von den Worten getroffen. Die alte Wahrheit ist eine Waffe.

 

Fenris nutzt ihren Moment des Schocks. Mit seiner freien Hand greift er nach der eisernen Schatulle, die auf dem Kissen neben Lyra liegt. Das kalte, massive Metall ist nun kein Gefäß für Geheimnisse mehr, sondern ein Schlagwerkzeug.

 

„Du hast uns deine eigene Fessel geschickt!“, brüllt Fenris. „Das Herz deines Fluches! Das Gefäß deiner Lügen!“

 

Mit einer gewaltigen, übermenschlichen Kraft holt Fenris aus und schleudert die eiserne Schatulle mit voller Wucht auf die schattenhafte Gestalt der Wächterin.

 

Die Schatulle, geladen mit der Wahrheit des Briefes und der Wut Fenris’, trifft die rauchige Erscheinung mit einem ohrenbetäubenden, magischen Knall. Es ist kein physisches Geräusch, sondern eine Kakophonie der geisterhaften Energie, die durch den Raum vibriert.

 

Die Gestalt der Wächterin zersplittert in tausend kleine Rauchschwaden, die sich wirbelnd auflösen. Ein letztes, langgezogenes, wütendes Kreischen erfüllt den Raum, bevor es verstummt.

Die verbliebenen Kerzenflammen flackern wild, dann beruhigen sie sich. Die Kälte im Zimmer weicht einer drückenden, aber beruhigenden Stille.

 

Fenris steht da, sein Atem geht schwer, das Pergament immer noch fest in seiner Hand. Die Schatulle ist irgendwo im Dunkeln des Raumes gelandet. Er hat den direkten Angriff abgewehrt. Aber er weiß: Das war nur der Anfang. Die Wächterin ist nicht zerstört. Sie ist nur vertrieben.

Das lange, hasserfüllte Kreischen der Wächterin ist verhallt. Eine gespenstische Stille legt sich über den Raum, nur unterbrochen vom ruhigen Flackern der restlichen Kerzen.

 

Lyra zittert nicht mehr vor Angst, sondern vor Adrenalin. Sie greift nach der silbergrauen Seidendecke, die Fenris zuvor achtlos beiseitegelegt hatte, und zieht sie über ihre nackten Körper, eine neue Barriere gegen die Kälte des Übernatürlichen.

 

Fenris, der nur mit dem Pergament in der Hand dastand, greift nach seiner Hose, die in der Eile des Angriffs zu Boden gefallen war. Er zieht sie hoch, die Stoffe und das Leder sind eine notwendige Rückkehr zur Realität und zur Kriegsbereitschaft.

 

Sie schweigen eine Weile, Lyra in die kalte Seide gehüllt, Fenris neben ihr, das Pergament ein zerlesenes Beweisstück in seiner Hand. Das Schweigen ist keine Leere, sondern eine strategische Pause, in der ihre Gedanken mit den neuen, furchtbaren Wahrheiten kämpfen.

 

Fenris bricht das Schweigen, seine Stimme ist tief und nun von einer kalkulierten, ruhigen Härte.

 

„Der Brief bestätigt es“, sagt er. „Das ist kein alter, vergessener Pakt. Es ist eine Umleitung. Sie hat einen neuen Wirt für Lorcans Dunkelheit gesucht, und sie hat mich gefunden. Und jetzt hat sie dich als den perfekten Anker identifiziert, um mich zu binden.“

 

Er legt das Pergament beiseite und sieht Lyra direkt an, sein Blick ist finster.

 

„Sie wird dich jetzt als Waffe einsetzen“, fährt Fenris fort. „Sie wird versuchen, dich zu entführen, zu quälen oder zu bedrohen, damit ich den Weg gehe, den sie will - den Weg, der mich endgültig an sie ausliefert. Damit ich annehme, ich sei die neue Dunkelheit Rosevils.“

 

Lyra nickt, ihre Augen sind groß, aber nicht gebrochen. „Wir wissen, dass das Siegel nicht in Lorcans Grab ist. Was müssen wir zerstören?“

 

Fenris nimmt ihre Hand, seine Finger sind stark und kalt. „Wir müssen das finden, was Lorcan zerstört hat, um seine Geliebte zu befreien. Das ursprüngliche Tor - das, was er zerbrochen hat, damit der Pakt floh. Oder wir müssen den neuen Tempel finden, den sie für mich vorbereitet. Sie wollte uns das Bett verkaufen. Sie wollte, dass wir uns hier verwurzeln.“

 

„Morgen früh versiegeln wir dieses Zimmer zusätzlich. Du darfst auf keine Provokation reagieren. Die Wächterin wird versuchen, dich mit der Stimme zu verwirren oder zu verletzen. Du bist jetzt im Überwachungsmodus. Ich werde morgen nicht in Lorcans Gruft arbeiten. Ich werde zur Wächterin am Hafen gehen. Sie ist der Schlüssel, sie ist die lebende Manifestation des Fluches. Ich werde sie brechen und das Versteck des eigentlichen Siegels von ihr erfahren.

Wir haben die Schatulle und das Pergament. Wir haben die Haarlocke. Du behältst sie. Sie sind unsere Verbindung zum Ursprung. Ich werde nach dem Gegenstück suchen  - dem, was Lorcan benutzt hat, um das ursprüngliche Siegel zu zerstören.“

 

Fenris beugt sich über sie, seine Worte sind ein ultimatives Liebesversprechen inmitten des Chaos. „Du bist der Köder, ja. Aber du bist auch meine Stärke. Bleib wachsam, Lyra. Morgen früh beginnt unsere echte Jagd.“

 

Er zieht Lyra enger an sich, die strategische Planung hat ihre Verbindung nur noch vertieft. Die Bedrohung ist nun klar: Der Pakt will Fenris, und Lyra ist der unersetzliche Anker, den sie benutzen wollen, um ihn festzuhalten.

 

Er küsst sie lange und tief auf die Stirn. „Jetzt ruhen wir uns aus“, befiehlt Fenris, seine Stimme ist weich, aber autoritär. „Du brauchst Kraft für morgen, wenn du diesen Anker allein halten musst.“

Er lässt das Pergament auf dem Nachttisch liegen, einen stummen Wächter. Lyra lehnt sich in seine Brust, der Duft seiner Haut und die kühle Seide bilden einen geschützten Kokon. Doch die Ruhe ist gespannt, eine gespannte Feder vor dem entscheidenden Stoß.

 

Lyra schließt die Augen, die Bilder der rauchigen Erscheinung und der wütenden Wächterin tanzen hinter ihren Lidern. Sie weiß, dass sie die Regeln befolgen muss. Sie ist jetzt die Gefangene des Ankers, bis Fenris den Fluch bricht.

 

Fenris liegt wach. Sein Blick wandert zu den geschlossenen Fenstern, zum Eisentor am Fuß des Bettes und zur eisernen Schatulle, die er auf dem Boden lokalisiert hat. Er ist bereit für den Morgen. Sein Ziel ist klar: Er muss die Wächterin selbst konfrontieren, bevor sie Lyra zerstört.