Lyra & Fenris - Moonbound Kapitel 8

Zwischen Bann und Verrat


Die Nacht endet ohne Ruhe. Fenris verlässt Lyra, um den Fluch an der Wurzel zu brechen - wissend, dass sie allein den Anker des Hauses halten muss. Was als gezielte Konfrontation beginnt, entpuppt sich als grausames Spiel aus Lügen, Täuschung und psychologischer Gewalt. Während Fenris zwischen zwei unmöglichen Entscheidungen gefangen ist, gerät Lyra ins Zentrum einer perfiden Manipulation. Vertrauen, Kontrolle und Liebe werden auf die Probe gestellt - und die Dunkelheit weiß genau, wo sie angreifen muss.


Die Nacht vergeht in einem Zustand gespannter Wachsamkeit. Fenris schläft kaum. Er hält Lyra fest, sein Körper ist eine Barriere gegen die bösen Geister, die jetzt im Haus lauern.

Als die ersten grauen Streifen des Morgens versuchen, die dunklen Samtvorhänge zu durchdringen, weckt Fenris Lyra sanft.

 

„Aufwachen, Liebling“, flüstert er, seine Stimme ist tief und dringlich. „Die Zeit ist gekommen.“

 

Lyra erwacht sofort, ohne Verwirrung. Die neue, gefährliche Realität ist jetzt ihr einziger Kompass. Die schwarzen Kerzen sind fast heruntergebrannt, ihr Rauch füllt den Raum mit einem unheiligen Weihrauch.

 

Fenris steht auf. Seine Bewegungen sind präzise und schnell. Er zieht sich an, die dunkle, moderne Kleidung - das Leder und die dunklen Stoffe - machen ihn zum Jäger in der Gegenwart.

Er geht zu den Holzkisten im Ankleidebereich, die er letzte Nacht ignoriert hat. Er öffnet die Kisten nicht erneut, sondern zieht einen feinen, geheimnisvollen Staub heraus, der zwischen den Seidenkissen und Teppichen versteckt war.

 

„Ein letzter Schutz“, murmelt er. Er streut den Staub in die Ecken des Schlafzimmers, während Lyra zusieht. „Ein Bann gegen die Illusion. Wenn sie spricht, Lyra, wird der Staub dich die Wahrheit sehen lassen.“

 

Er kehrt zu Lyra zurück, die auf dem Bett sitzt, in die Seidendecke gehüllt, ihre Augen sind entschlossen.

 

„Die Regeln gelten“, sagt Fenris, seine Dominanz ist jetzt absolute Notwendigkeit. „Du verlässt diesen Raum nicht. Du öffnest die Tür nicht. Du beantwortest keine Stimme, keine Nachricht, keinen Anruf. Du bist der unbewegliche Anker dieses Hauses.“

 

Er beugt sich über sie, und der Kuss, den er ihr gibt, ist intensiv und tief – ein Abschied, der ein Eigentumsrecht besiegelt. Es ist ein Versprechen, dass er zurückkehren wird.

 

„Ich werde zum Hafen gehen. Ich werde die Wächterin konfrontieren und sie zwingen, den Ort des wahren Siegels zu enthüllen. Ich werde diesen Fluch heute brechen.“

 

Er blickt auf die Haarlocke des Grafen, die noch auf dem Nachttisch liegt.

 

„Das ist unser Beweis“, sagt er. „Behalte es bei dir. Es ist ein Talisman gegen die Lügen der Rivalin.“

 

Fenris dreht sich um. Seine Hand ruht auf dem Griff der Tür am Ausgang des Zimmers, eine letzte Geste des Schutzes. Dann tritt er hinaus in den dunklen Flur und schließt die Tür hinter sich. Lyra hört, wie der Riegel mit einem endgültigen, harten Klicken fällt.

 

Lyra ist allein, umgeben von der Dunkelheit, der Seide und der Gewissheit, dass ihr geliebter Fenris nun die Jagd auf die Frau beginnt, die seine Seele begehrt.

 

Fenris verlässt das Haus, dessen Fenster jetzt undurchdringliche, schwarze Augen sind. Er schließt die Haustür fest hinter sich, der metallische Klang des Riegels ist ein letzter Schwur an den Bann.

 

Die graue Morgenluft von Rosevil ist feucht und kühl. Fenris steigt in seinen alten, schwarzen VW Käfer. Das Auto ist eine Ikone unkonventioneller Macht, die Fenris’ Jagd perfekt unterstreicht. Er startet den Motor. Das tiefe, raue Käfer-Grollen ist ein Versprechen von Geschwindigkeit und Gefahr.

 

Er fährt los, doch obwohl sein Blick auf die Straße gerichtet ist, sind seine Gedanken bei Lyra. Er weiß, dass die Rivalin Lyra als letzte, schärfste Waffe einsetzen wird, denn sie ist das einzige Licht, das ihn jemals festhalten konnte.

Die Hafengegend taucht vor ihm auf, eine Mischung aus Containerverkehr und verwitterten, historischen Lagerhäusern. Fenris hält den Käfer mit einem scharfen Quietschen der Reifen direkt vor dem Handelshaus, der Fassade der Wächterin.

Er steigt aus und tritt die schwere, verrostete Eisentür mit einem kalkulierten Tritt auf, der einen magischen Befehl aussendet.

 

Die Wächterin steht im Zentrum ihrer Antiquitäten. Sie lächelt nicht. „Ich habe dich erwartet, mein Lieber“, sagt sie. „Du hättest Lyra bei dir behalten sollen. Sie ist jetzt sehr einsam.“

 

Fenris bleibt an der Schwelle. „Wo ist das Siegel?“, fragt er. „Du hast das Spiel begonnen. Jetzt beende ich es.“

 

Die Wächterin lacht. „Das Siegel? Es ist dort, wo es hingehört: in deinem Besitz.“ Ihre Augen blitzen kalt auf, und sie hebt die Hand, eine Geste der Fernsteuerung. „Bevor du meine Schätze zerstörst“, sagt sie triumphierend, „musst du wählen.“

 

In diesem Moment, weit entfernt, hört Lyra im Schlafzimmer einen scharfen, mechanischen Knall.

 

Die Wächterin fixiert Fenris. „Ich habe deinen kleinen, schwarzen Wagen manipuliert. Er wird sich in den nächsten Minuten selbst zerstören. In seinem Kofferraum liegt das Siegel - ein Fokuspunkt, der an Lyras Schutz gebunden ist.“

 

Sie erklärt die Falle mit kalter Präzision:

 

„Wenn du jetzt zum Wagen rennst und den Kofferraum öffnest, um das Siegel zu suchen, wird der magische Schock des Siegels sofort auf Lyra übertragen. Dein Anker bricht - und sie gehört mir.“

 

„Wenn du hier bleibst und mich bekämpfst, explodiert dein Wagen nach fünf Minuten. Die Zerstörung des Siegels durch die Detonation ist dir gegönnt. Aber der magische Rückstoß der Explosion destabilisiert den Bann um dein Haus. Lyra wird so verletzt und verwirrt sein, dass sie mein nächstes Opfer wird.“

 

Fenris spürt das kalte Adrenalin. Er wird zur Wahl zwischen sofortigem magischen Schock oder verzögerter, aber unaufhaltsamer Zerstörung des Schutzes gezwungen.

Er trifft seine Entscheidung. Er rennt nicht zum Käfer. Er muss die Wächterin in der verbleibenden Zeit brechen.

Mit einem tiefen, animalischen Knurren stürmt Fenris auf die Wächterin zu.

 

„Falsche Wahl“, zischt Fenris. „Ich rette Lyra, indem ich dich breche.“

 

Er packt ihre Handgelenke und dreht ihre Arme gegen die Wand. Die Wächterin schreit auf. Fenris’ Fokus liegt auf der ornamentierten Brosche an ihrem Revers - dem magischen Fokus, der sie mit dem Fluch verbindet.

 

„Ich zerstöre deinen Anker!“, brüllt Fenris.

 

Er reißt die Brosche mit brutaler Kraft von ihrem Revers. Das Metall zerreißt den Stoff, und die Brosche landet mit einem harten Klimpern auf dem staubigen Holzboden.

 

Fenris' Griff um die Handgelenke der Wächterin ist eisern, seine Augen brennen. Die ornamentierte Brosche, ihr magischer Fokus, liegt mit einem letzten Klimpern auf dem staubigen Boden. Er erwartet ihren Zusammenbruch, das Brechen ihres Willens unter seiner überlegenen Dunkelheit.

 

Doch die Wächterin ist nicht nur eine Frau. Sie ist ein Gefäß, ein Anker, durchdrungen von der uralten, magischen Essenz des Fluches.

Ihr Schrei, der zunächst menschlich war, verwandelt sich in ein schrilles, unirdisches Zischen. Ihr Körper beginnt sich zu verändern. Nicht zu Asche, nicht zu Rauch, sondern zu einer fließenden, formlosen Dunkelheit.

 

Fenris spürt, wie ihr physischer Körper unter seinen Händen zerfließt, wie seine Finger durch einen kalten, widerlichen Nebel gleiten, der nach Moder und uralter Magie riecht. Es ist dieselbe schattenhafte Essenz, die er bereits gesehen hat, wenn auch nur flüchtig, ein Versprechen ihrer wahren, unheiligen Natur.

 

Sie löst sich aus seinem Griff, nicht indem sie sich windet oder kämpft, sondern indem sie einfach existiert. Die Gestalt, die eben noch eine Frau war, zieht sich zusammen, dehnt sich aus, wird zu einem schwarzen, zuckenden Schattenfleck, der sich vom Boden löst.

 

Der Schatten ist plötzlich überall und nirgends zugleich. Er schießt über den alten Holzboden, verschmilzt mit den langen Schatten der Antiquitäten und Stoffbahnen, eine tanzende, flüsternde Dunkelheit.

Fenris versucht zu folgen, seine Augen sind auf die schnell bewegliche Anomalie fixiert. Er ist ein Meister der Verfolgung, aber dies ist keine physische Flucht. Die Wächterin ist nicht geflohen; sie hat sich aufgelöst, um an einem anderen Ort wieder zu entstehen.

 

Der Schatten schießt zum zerschlagenen Eingang des Ladens. Fenris ist schnell, aber der Schatten ist viel zu schnell. Er verschwindet durch die offene Tür, ein letzter, hämischer Schwaden, der sich in der grauen Morgenluft auflöst.

 

Fenris rast hinterher, seine Stiefel knallen auf den Holzboden. Er durchbricht die Türschwelle und stürzt auf die Straße hinaus, seine Augen suchen verzweifelt die Umgebung ab. Doch die Straße ist leer. Die Wächterin ist weg. Nicht nur schnell, sondern spurlos verschwunden, als hätte sie nie existiert, außer dem kalten Schauer, der auf Fenris' Haut zurückbleibt.

 

Sein Blick fällt auf seinen Käfer. Der alte, schwarze VW steht unversehrt da. Kein Rauch, kein Knall, keine Spur von Manipulation. Die fünf Minuten waren nicht abgelaufen. Der magische Befehl, der den Käfer hätte zerstören sollen, ist mit ihrer Flucht erloschen. Sie hat ihn nicht zerstört, aber sie hat ihn hereingelegt. Sie hat ihn mit der falschen Bedrohung abgelenkt, um ihm zu entkommen. Und das Siegel ist immer noch im Kofferraum.

 

Fenris knurrt, eine Mischung aus Wut und Erleichterung. Die Rivalin hat sich als mächtiger erwiesen, als er dachte. Sie hat ihre wahre Natur offenbart und ihre Verbindung zum Fluch bestätigt. Aber sie hat auch eine neue Herausforderung geschaffen.

 

Er muss das Siegel holen. Jetzt sofort.

 

Fenris starrt auf den schwarzen VW Käfer. Er ist unversehrt. Der Rückschlag der Wächterin hat seine Zeit nicht nur vergeudet, sondern ihm auch ihren wahren Plan gezeigt: Ihn in eine panische Wahl zu zwingen, um Lyras Schutz zu brechen.

 

Er eilt zum vorderen Ende des Wagens, seine Schritte hallen auf dem nassen Pflaster wider. Er muss den Kofferraum  sofort öffnen, um das Siegel zu bergen. Jede Sekunde, die dieses Ding in der Nähe des Hauses ist, ist eine Gefahr für Lyra.

 

Fenris legt die Hand auf den kühlen, schwarzen Metallgriff. Er ist auf alles vorbereitet: einen elektrischen Schlag, einen Zauber, ein weiteres Zischen.

 

Er reißt die Haube hoch.

 

Im kleinen, engen Kofferraum, eingebettet in einem Stück des dunklen Samtes, den die Wächterin geliefert hatte, liegt es: ein dunkles, rundes Medaillon. Es ist kein Spiegel, wie sie behauptete, sondern ein Fokuspunkt aus poliertem Obsidian, umrahmt von rostigem, altem Silber.

 

In dem Moment, als Fenris das Medaillon sieht, durchdringt eine kalte, dünne Panik die Stille des Hafens.

Es ist Lyras Stimme.

 

„Fenris! Fenris, wo bist du? Ich... ich brauche dich! Sie ist hier! Sie ist im Haus!“

 

Der Ruf ist verzweifelt, von einer furchtbaren Angst durchzogen, die Fenris’ Eingeweide zusammenkrampfen lässt. Es klingt, als käme es aus einer großen Entfernung, aber mit der magischen Klarheit, die nur wahre Not erzeugen kann.

Fenris erstarrt, seine Hand schwebt über dem Medaillon. Sein Herz, das seit Ewigkeiten nicht mehr auf einfache menschliche Emotionen reagiert hat, schlägt einen harten, schmerzhaften Takt.

 

Das ist sie.

 

Doch der Schrei der Wahrheit wird sofort vom kalten, logischen Misstrauen des Jägers überschattet.

Fenris kennt die Regeln des Kampfes. Lyra weiß, dass sie den Anker halten muss. Sie würde niemals nach ihm rufen, es sei denn, der Bann wäre bereits gebrochen.

Er starrt auf das Obsidianmedaillon in seinem Kofferraum. Dieses Ding ist der Spiegel, den die Wächterin erwähnte. Es ist nicht nur ein Siegel; es ist ein magischer Sender, der Lyras größte Angst einfängt und sie als Waffe gegen ihn verwendet.

 

„Eine Täuschung“, knurrt Fenris, seine Stimme ist heiser, kaum hörbar. „Ein billiges, emotionales Spiel. Du hast den Bann nicht gebrochen, du versuchst nur, mich zur Panik zu treiben.“

 

Er zwingt seine Hand, das kalte, unheilvolle Medaillon zu ergreifen. Es ist schwer und strahlt eine nagende, dunkle Energie aus, die die Panik in seinem Kopf verstärken soll. Er hält es fest, als würde er einen zuckenden, böswilligen Käfer zerquetschen wollen.

 

Fenris schließt den Kofferraum mit einem entschlossenen Knall. Die Falle der Wächterin ist gescheitert. Er hat das Siegel, und er ist nicht zum Haus zurückgerannt.

 

Jetzt muss er es zerstören.

 

Fenris hält das kalte Obsidian-Medaillon fest in seiner Hand, der Motor des Käfers läuft. Er hat die Schreie von Lyra ignoriert, sie als psychologische Kriegsführung der Rivalin abgetan. Er ist bereit, das Siegel hier am Hafen zu zerstören.

 

Doch in der Stille des Handelshofs, kurz bevor Fenris den Wagen wendet, erhebt sich die Stimme der Wächterin erneut. Sie ist nicht laut, sondern überall und nirgends, ein magisches Flüstern, das die Dunkelheit durchdringt.

 

Die Stimme ist jetzt süß, possessiv und tief - die verführerische Stimme einer dunklen Geliebten, die Fenris’ tiefste Wünsche kennt.

 

„Fenris, mein Herr. Dein Anker wird brechen. Du weißt, dass Lyra schwach ist, so zerbrechlich. Du siehst das Medaillon? Es ist nicht das Siegel, es ist der Spiegel. Es zeigt ihr nur die Wahrheit: Dass du sie im Stich gelassen hast. Dass du sie für dein Überleben in dem dunklen Haus eingesperrt hast. Sie liegt jetzt dort, weinend. Allein. Und wenn du dieses Ding zerbrichst, wirst du ihren Schrei hören. Aber es ist zu spät. Du hast sie im Stich gelassen, um dich selbst zu retten.“

 

Das Flüstern ist ein Gift, das seine dominante Verantwortung angreift. Es nährt seine uralte Angst, dass seine Liebe nur ein weiterer Akt der Kontrolle ist. Fenris muss seine Hand zwingen, das Medaillon nicht sofort zu zerquetschen, um nicht Lyras echten Schmerz zu hören.


Hunderte von Metern entfernt, im Schlafzimmer, hüllt Lyra die Seidendecke um sich. Sie hat Fenris' strengen Befehl, den Anker zu halten, verinnerlicht. Der Riegel der Tür ist fest.

Doch das Flüstern der Wächterin durchdringt nun auch ihren Bann, es umspielt den Staub, den Fenris gestreut hat, und dringt direkt in ihre Seele ein. Die Stimme ist besorgt, warnend und vertraut - sie imitiert die Stimme einer besorgten Freundin.

 

„Lyra, wach auf! Fenris ist in schrecklicher Gefahr. Am Hafen. Er hat das Siegel gefunden, aber er hat dich alleingelassen, weil er glaubt, du seist schwach. Er kämpft gegen einen mächtigen Dämon und er wird verlieren. Er braucht dich! Er braucht dein Licht! Das Haus wird ihn nicht retten. Nur dein Mut kann ihn befreien. Er hat dir befohlen zu bleiben, weil er dich nicht für würdig hält, an seiner Seite zu stehen. Brich den Riegel! Rette ihn!“

 

Das Flüstern trifft Lyra an ihrer empfindlichsten Stelle: der Furcht, nicht genug zu sein und Fenris zu verlieren. Es nährt den Impuls, seine Befehle aus Liebe heraus zu brechen.

Lyra springt auf. Sie sieht nicht die Täuschung; sie sieht nur Fenris' verzweifeltes Gesicht vor ihrem inneren Auge, besiegt und in Gefahr. Die Wächterin hat ihre Liebe erfolgreich in eine Waffe der Auflehnung verwandelt.

 

„Nein“, haucht Lyra. „Ich lasse ihn nicht allein. Ich bin nicht schwach.“

 

Sie geht zur Tür, die Fenris mit dem schweren Riegel verriegelt hat. Mit einer plötzlichen, übermenschlichen Kraft - gespeist durch die Verzweiflung der Liebe - fasst sie den kalten Riegel. Sie windet und zerrt, bis das alte Eisen knarrt, sich verbiegt und schließlich mit einem lauten, metallischen Geräusch bricht.

 

Der Bann des Schlafzimmers ist gebrochen. Lyra, nur in ein leichtes Hemd gekleidet, stürmt aus dem Raum, geleitet von der reinen, unkontrollierbaren Notwendigkeit, ihren Liebhaber zu retten.

 

Lyra steht mitten im Flur, der gebrochene Riegel liegt wie ein zerbrochenes Gelübde am Boden. Das Flüstern der Wächterin, das sie zur Heldenreise verführt hatte, hallt in ihrem Kopf nach: „Er glaubt, du seist schwach. Rette ihn!“

 

Sie ist hin- und hergerissen. Gehorsam gegen Liebe. Fenris’ Befehl war absolut, aber die Vorstellung, dass er jetzt, am Hafen, in der Gosse liegt und stirbt, ist ein glühendes Messer in ihrem Herzen.

Ich habe es ihm versprochen, denkt Lyra verzweifelt. Ich bin sein Anker. Er hat mir verboten, zu gehen.

 

Als hätte die Stimme der Rivalin ihre innersten Gedanken gelesen, schlägt die Wächterin mit neuer, unerbittlicher Intensität zu. Das Flüstern wird nun zu einem kalten, harten Befehl, der jede Vernunft erstickt.

 

„Du zögerst, Anker? Du bist also doch nur ein Befehlsempfänger! Du bleibst, während dein Meister dort draußen blutet? In diesem Moment bindet er den Fluch an sich, und er wird sterben, wenn du nicht sein Licht bist. Ich werde ihn töten. Und du wirst hier gefangen sein, im Dunkeln, mit dem Wissen, dass deine Feigheit ihn in die ewige Nacht geschickt hat.“

 

Die Drohung mit Fenris’ Tod bricht Lyras letzte Barriere. Die Erotik ihrer Bindung, die Stärke, die er ihr gegeben hatte, verwandelt sich in rasende, beschützende Wut. Sie kann die Dominanz akzeptieren, aber nicht die Verlassenheit und den Tod.

 

Er wird nicht für mich sterben, ist ihr einziger Gedanke.

Lyra eilt zurück ins dunkle Schlafzimmer. Es ist kein ruhiges Anziehen; es ist ein Anlegen von Kriegsrüstung. Die kühle Seide streift von ihrer Haut, als sie nach ihrer Kleidung greift, die nun ihre neue Identität als Rebellin der Liebe annimmt.

 

Sie zieht eine schwarze, enge Hose an, die ihr Bewegungsfreiheit gibt - sie ist bereit zu laufen.

Darüber zieht sie einen warmen, dicken, schwarzen Pullover - Schutz gegen die Kälte Rosevils, aber auch gegen die Kälte des Verrats.

Ihr schwarzer Mantel mit Kapuze wird übergezogen. Die Kapuze ist ein Symbol der Verborgenheit, perfekt für die Jagd in der Morgendämmerung.

Zuletzt stampft sie in ihre schwarzen, dicken Winterstiefel, die ihr festen Halt geben.

 

Sie ist fertig. Die Frau, die Fenris in die Dunkelheit verbannt hatte, ist jetzt die dunkle Rächerin, die seine Anweisungen aus Liebe missachtet.

 

Mit dem gebrochenen Riegel hinter sich, stürmt Lyra aus dem Haus, hinaus in die feuchte, kalte Morgenluft Rosevils, auf dem Weg zum Hafen. Die Jagd beginnt.

 

Lyra rennt. Die dicken Winterstiefel schlagen auf das feuchte, kalte Kopfsteinpflaster Rosevils. Die Morgendämmerung kämpft vergeblich gegen die tief hängenden Schatten der alten, gotischen Gebäude. Ihr schwarzer Mantel und die Kapuze machen sie zu einem rasenden Schatten in der klammen, grauen Luft. Sie ist nicht länger der gefesselte Anker; sie ist die befreite Waffe der Liebe.

 

Ihr Geist ist ein Tunnelblick: Der Hafen. Fenris. Gefahr.

 

Sie biegt um eine Ecke, das salzige Aroma des Meeres müsste bald stärker werden. Doch das Rauschen des Windes bringt ihr keine vertrauten Gerüche, sondern nur eine neue, kalte Täuschung.

 

Es ist Fenris’ Stimme. Sie ist tief, gequält und so schmerzhaft gebrochen, dass Lyras Herz in ihrer Brust explodiert.

 

„Lyra… Lyra, Liebling… nein, nicht zum Hafen… ich bin nicht dort. Es ist eine Falle. Sie hat mich verletzt… Ich bin hier… beim alten Tor… im Nebengebäude…“

 

Die Stimme ist nur ein Ächzen, eine Reihe von keuchenden Worten, die von physischem Schmerz zeugen. Es ist die Stimme des Mannes, der nie Schwäche zeigt, der jetzt um Hilfe bettelt. Für Lyra ist es der Beweis, dass der Bann der Wächterin wahr ist.

Der Dämon hat ihn verletzt. Er braucht mich jetzt.

 

Die Stimme liest ihre Zweifel wie eine offene Seite.

 

„Ich bin blutend, Lyra. Das Siegel… es ist nicht im Käfer. Sie hat mich hierher gelockt… Ich kann nicht mehr gehen… Komm in die Dunkelheit, Anker. Ich brauche deine Hand. Jetzt!“

 

Der letzte Satz ist ein Befehl, aber ein verzweifelter, voller Schmerz. Die Wächterin wusste genau, wie sie Lyras Gehorsam mit ihrer Liebe vergiften konnte. Sie musste Lyra nur glauben lassen, dass seine Dominanz gebrochen war und er ihre Rettung brauchte.

 

Ohne zu zögern, widersetzt sich Lyra ihren Instinkten und dem Weg zum Hafen. Die Stimme kommt aus einem schmalen, dunklen, gotischen Seitengässchen, das von moosbewachsenen Mauern flankiert wird. Es ist der Weg in die tiefere Dunkelheit, weg vom Licht der Stadt.

 

Lyra biegt scharf in die Gasse ein. Die Mauern schließen sich über ihr, schlucken das letzte bisschen Tageslicht. Die Kälte ist hier beißender, der Boden glitschiger.

 

Ich komme, Fenris. Ich bin dein Anker.

 

Die Stimme lockt weiter, nun nur ein leises Wimmern, das Lyra tiefer und tiefer in das Labyrinth der alten Stadt zieht, fort von Fenris' wahrer Position und direkt in die neue Falle der Schattenbraut.


Fenris steht am Hafen, die Haube des Käfers ist geschlossen. Das kalte Obsidian-Medaillon, der Spiegel des Fluches, brennt wie Eis in seiner Hand. Er hatte Lyras ferne Schreie der Angst ignoriert, da er sie als Täuschung erkannte. Jetzt, da er das Medaillon in der Hand hält, will er es an einem der massiven steinernen Kai-Pfähle zerschmettern, um den Anker der Wächterin zu brechen.

 

Seine Hand hebt das Medaillon zum Schlag. Doch bevor das dunkle Artefakt auf den Stein trifft, erreicht ihn die Stimme.

Sie ist Lyras Stimme, rein und klar, aber verändert. Sie klingt nicht ängstlich, sondern sanft und berauschend, durchdrungen von einer süßen, dunklen Verlockung - die Stimme einer hingebungsvollen Gefährtin, die die Regeln übertreten hat.

 

„Fenris… mein Anker. Ich bin nicht mehr im Haus. Sie hat mich gefunden. Aber es ist gut. Es ist alles richtig.“

 

Fenris’ Hand erstarrt in der Luft. Die Kälte des Medaillons wird zu einer brennenden Hitze.

 

„Sie bringt mich an einen besseren Ort. An einen Ort, wo unsere Bindung endlich unbehindert sein kann… ohne diese ständige Angst, diese ständigen Befehle. Sie nimmt mich dorthin, wo ich deiner Dunkelheit nicht länger im Wege stehe.“

 

Die Worte sind wie magisches Gift. Sie spielen mit Fenris’ innerstem Konflikt: seiner beschützenden Liebe und seiner Furcht, Lyra durch seine gefährliche Existenz zu zerstören. Die Stimme suggeriert, dass Lyra seine Anweisungen satt hat und sich freiwillig dem Fluch hingegeben hat.

 

Fenris’ Kontrolle zerbricht. Die Wut, die er seit Jahren perfekt beherrscht, explodiert. Das Medaillon fällt nicht auf den Pfahl; es wird in Fenris’ Hand zerquetscht. Der Obsidian zersplittert, das alte Silber verbiegt sich unter seiner reinen, rohen Kraft.

 

Mit der Zerstörung des Spiegels bricht die mentale Barriere. Lyras Stimme wird nun zu einem dämonischen Echo, das Fenris von allen Seiten umgibt - aus den Lagerhäusern, dem Meer und dem Himmel.

 

„Du lügst!“ brüllt Fenris. Der Schrei ist nicht menschlich; es ist ein tierisches, dunkles Grollen, das die Möwen aufscheucht und die Hafenluft vibrieren lässt.

 

Er steht allein am Kai, umgeben von der unsichtbaren, lachenden Essenz der Rivalin.

 

„Du wirst sie nicht anrühren!“ schreit Fenris. Er dreht sich wild, bereit, die unsichtbare Bedrohung zu zerreißen. „Ich werde dich zerstören! Sag mir, wo du sie hast, Oder ich werde die Welt brechen um deinen Anker zu finden“

 

Die Luft knistert. Die Wächterin hat ihr Ziel erreicht: Fenris ist wütend, abgelenkt und zutiefst emotional verletzt. Er hat den Fokus, das Medaillon, zerstört, aber nur, um seine eigene Wut freizusetzen, und er weiß immer noch nicht, wohin Lyra gelockt wurde.

 

Er steht am Kai, die splittert des Obsidian-Medaillons zerquetschen zwischen seinen Fingern. Sein Schrei hallt über den Hafen, ein reiner Ausbruch unkontrollierter Wut, der die Vögel in Panik in den Himmel treibt. Die Wächterin hat ihn verletzt, wo er am verwundbarsten ist: in seiner Verbindung zu Lyra.

 

Die dämonische Echo-Stimme, die Lyras sanften Tonfall trägt, lacht nun, ein kaltes, zufriedenes Geräusch, das Fenris nur noch tiefer in Rage versetzt.

 

„Du wirst sie finden, Fenris. Wenn du wirklich so sehr für sie brennst, dann suche! Sie ist bei der Quelle... dort, wo die Liebe begann. Aber sie wartet nicht lange. Die Zeit deiner Wahl ist vorbei. Du musst dich jetzt für die Dunkelheit entscheiden, oder sie verliert sich für immer.“

 

Das Flüstern ist eine direkte Provokation, eine Herausforderung seiner Macht. Fenris' Logik ist unter der Wut begraben. Er denkt nicht mehr an strategische Ziele; er denkt nur daran, Lyra zu finden und die Wächterin zu zerreißen.

 

„Ich komme!“, brüllt Fenris. Er wirft die Reste des Medaillons von sich, der Hass ist seine einzige Orientierung.

 

Die Stimme führt ihn vom Hafen weg, tiefer in das Labyrinth der alten Stadt Rosevil. Sie zieht ihn durch enge, feuchte Gassen, vorbei an verfallenen Lagerhäusern, die das Tageslicht kaum kennen. Fenris ist schnell, seine übermenschliche Geschwindigkeit lässt seine Umgebung verschwimmen, doch die Stimme bleibt immer einen Schritt voraus, ein hörbares, hämisches Band, das ihn an der Nase herumführt.

 

Die Atmosphäre verändert sich drastisch. Er verlässt die bekannte, wenn auch dunkle, Stadtstruktur. Die Gebäude werden älter, die Straßen sind nicht mehr gepflastert, sondern von grauem, bröckelndem Stein bedeckt. Der Nebel beginnt sich zu verdichten, obwohl es Morgen ist.

 

Fenris tritt in eine Gegend ein, die er nie zuvor betreten hat. Es ist, als hätte die Wächterin eine verborgene Falte in der Realität geöffnet.

 

Die Gegend wirkt unwirklich. Die alten Steinhäuser stehen schief und stumm, die Fenster sind schwarze, zerbrochene Augenhöhlen. Hier gibt es keinen modernen Lärm, keine Autos, keine Gerüche außer dem kalten, staubigen Geruch von Verfall und uralter Kälte. Es ist eine Zone der Leere, ein Ort, der vom Fluch selbst genährt wird.

 

Die Wächterin hat ihn in ihr Versteck gelockt, in eine Ecke der Welt, die ihrer Besessenheit entspricht.

Die Stimme wird nun leiser, fast eine süße, lockende Melodie.

 

„Komm näher, mein Liebster. Sie ist hier. Dein Anker wartet auf dich, um dich endlich an dich zu binden.“

 

Fenris erreicht einen zentralen, windgepeitschten Platz, in dessen Mitte ein steinalter, zerbrochener Brunnen steht. Er hält inne, seine Kleidung ist feucht vom Nebel, seine Wut ist ein brennender Kern in seiner Brust.

 

Er weiß, dass er am Ziel ist. Die Wächterin wartet.

 

Fenris steht auf dem windgepeitschten Platz. Der zerbrochene Brunnen ist nur ein stummer Zeuge des Verfalls. Die Wächterin hat ihn nicht zum Ziel gelockt, sondern zu einem Übergang. Die Stimme, nun wieder ein kühles Flüstern, führt ihn weiter.

 

„Nicht der Brunnen, Fenris. Die Quelle liegt tiefer. Dort, wo die Regeln der Stadt enden und die alten Versprechen herrschen.“

 

Fenris drückt die Wut zurück. Er folgt dem unsichtbaren Ruf vom Platz weg, wo die letzten Steinhäuser in eine dichte, unwirkliche Finsternis übergehen.

 

Er tritt in einen alten, dunklen Wald.

 

Der Übergang ist abrupt. Die Luft wird schwer, der Boden unter seinen Stiefeln ist weich und moosig, und der Nebel ist hier so dicht und kalt, dass er sich wie ein Grabtuch um ihn legt. Die Bäume sind uralt, ihre Äste bilden ein gotisches Gewölbe über ihm, das das Licht der fernen Morgensonne vollständig abschirmt. Dieser Wald existiert nicht auf Karten; es ist ein Ort, den die moderne Welt vergessen hat.

 

Plötzlich stoppt die Stimme. Der Spott und das Locken verstummen. Fenris weiß, dass er am Ende der Jagd angekommen ist.

 

Er blickt auf. Vor ihm, unter dem dichtesten Schatten einer Eiche, manifestiert sich die Wächterin.

Sie erscheint nicht in der eleganten, modernen Kleidung des Ladens. Sie erscheint in ihrer wahren, archaischen Gestalt.

 

Sie ist eine alte Frau, winzig und gebeugt, umhüllt von einem dunklen, schweren Kapuzenumhang. Sie stützt sich auf einen knorrigen Holzstab, der keine Stütze, sondern ein Symbol der uralten Macht ist. Die Kapuze ist tief ins Gesicht gezogen. Man kann ihre Züge nicht erkennen. An der Stelle, wo ihr Gesicht sein müsste, ist nur ein schwarzer, leerer Fleck im Schatten des Stoffes - die Leere selbst, die von Fenris’ Dunkelheit Besitz ergreifen will.

 

Ihre Manifestation ist still, aber die Kälte um sie herum ist ein magischer Schrei.

 

Fenris fixiert die Gestalt. „Wo ist Lyra?“, presst er hervor, die Wut ist jetzt ein tödlicher Fokus.

 

Die Gestalt hebt den knorrigen Stab leicht. Durch den schwarzen Fleck in der Kapuze dringt ein alterndes, leises Kichern hervor.

 

„Sie kommt, Fenris. Sie hat deine Anweisungen gebrochen, nicht wahr? Die Liebe ist keine Kette. Sie ist ein Verrat. Und jetzt wird sie dich zu meinem machen.“

 

Fenris steht regungslos. Der dunkle Wald und der dichte Nebel pressen sich um ihn, die kalte, leere Leere in der Kapuze der alten Frau ist die einzige sichtbare Bedrohung. Er hat seine Wut kontrolliert, nur der Schmerz um Lyra hält ihn noch aufrecht.

 

„Sie kommt, Fenris. Sie hat deine Anweisungen gebrochen, nicht wahr? Die Liebe ist keine Kette. Sie ist ein Verrat. Und jetzt wird sie dich zu meinem machen.“ Das krächzende Kichern der Hexe dringt aus dem schwarzen Nichts ihrer Kapuze.

 

Fenris macht einen Schritt vor. „Gib sie mir zurück. Beende den Pakt. Oder ich werde diesen Wald in Flammen aufgehen lassen.“

 

Die Hexe stützt sich schwer auf ihren knorrigen Stab. Die Bewegung ist langsam, aber jede Geste strahlt eine uralte, unwiderlegbare Macht aus.

 

„Du bist ein Mensch, Fenris“, krächzt sie. „Ein Mann, der das Schicksal der Dunkelheit trägt. Dein Körper ist sterblich, deine Zeit ist begrenzt. Und die Liebe dieser Frau… sie ist ein glänzender Anker, ja. Aber sie ist auch deine tödlichste Wunde, denn sie macht dich verwundbar.“

 

Sie macht eine einladende Handbewegung, die durch den weiten Ärmel ihres Umhangs fast gespenstisch wirkt.

 

„Ich mache dir ein letztes Angebot, Fenris. Das, was ich dir von Anfang an versprochen habe: Macht, die über das Sterbliche hinausgeht.“

 

Fenris spottet, der Hauch seiner Verachtung ist in der Kälte sichtbar. „Ich will deine Macht nicht.“

 

„Doch. Du willst sie für sie“, korrigiert die Wächterin sanft, und ihre Stimme trifft Fenris wie ein Schlag. „Ihr beide seid sterblich, dem Ende geweiht. Deine Bindung ist so stark, dass sie unsere Welt zerreißt. Wenn du mir deine Dunkelheit gibst - die Essenz, die dich zum Ziel des Fluches gemacht hat – dann breche ich Lyras Anker und ich gebe euch beiden die Ewigkeit.“

 

Die Hexe neigt den Kopf, der schwarze Fleck in der Kapuze fixiert ihn.

 

„Ich mache euch unsterblich. Ich mache sie zu deinem wahren Spiegelbild, deiner Gefährtin in der unendlichen Nacht. Ihr werdet nicht altern, eure Liebe wird immer diesen verführerischen Schimmer behalten. Du kannst sie dann auf die Art lieben, wie du es verdienst: ewig, ohne Furcht vor dem Tod, ohne Regeln. Aber dafür gibst du mir die Kontrolle über die Dunkelheit, die euch beide heimsucht. Du wirst mein Werkzeug, und ihr werdet ewiglich zusammen sein.“

 

Das Angebot ist perfide. Es erfüllt Fenris’ tiefsten Wunsch, die menschliche Bedrohung des Todes zu besiegen und die ewige Bindung zu vollenden, aber zum Preis seiner Seele und seiner Freiheit.

 

Fenris starrt sie an. Die Stille des Waldes wartet auf seine Entscheidung. Er muss Lyra retten, aber die Vorstellung, dass sie ewig und unantastbar wäre, ist eine Versuchung, die seine menschlichen Mauern ins Wanken bringt.