Falkensee - Kapitel 31
Kian und Elysia treten aus dem Hauseingang in die kalte Winterluft. Der Schnee knirscht leise unter ihren Schuhen, und ihr Atem steigt in kleinen, weißen Wolken auf.
Elysia zieht den Mantel enger um sich und wartet, bis Kian die Tür hinter ihnen zuschließt. Sie drehen sich gleichzeitig um – und da steht er.
Wieder.
Der schwarze SUV. Verschneit, schwer und dunkel. Genau derselbe, den Kian gestern Abend bemerkt hatte. Und derselbe, den Elysia gestern Morgen vor der Konditorei gesehen hatte.
„Schon wieder“, murmelt sie, leise, fast an sich selbst gerichtet.
Kian folgt ihrem Blick. „Hm. Den hab ich gestern Abend schon gesehen.“
„Ja“, sagt Elysia und tritt einen kleinen, unbewussten Schritt näher an ihn heran. „Der stand gestern früh auch vor der Konditorei... genau so abseits. Und heute wieder hier.“
Sie betrachtet das Kennzeichen. Es sagt ihr nichts. Kein Kennzeichen aus Brunnetal und auch keins aus Falkensee. Keins aus der Gegend. Ein Fremder. Ein Unbekannter. Ein unwohler Zug legt sich um Elysias Augen.
„Komisch ist es schon, oder?“, fragt sie leise.
Kian legt sanft eine Hand an ihren Rücken, eine Geste, die sie sofort erdet.
„Es ist ein bisschen merkwürdig, ja. Aber das heißt nichts.“
Er mustert das Auto mit einem nüchternen Blick. Keine offenbaren Spuren, kein Fahrer sichtbar. Nur Schnee, der leise darauf fällt.
„Vielleicht“, sagt Kian ruhig, „besucht er jemanden hier im Wohnblock. Oder er arbeitet irgendwo in der Nähe. Manche Leute parken einfach da, wo Platz ist.“
Elysia nickt langsam, aber ganz überzeugt klingt sie nicht. „Vielleicht...“
„Hey.“ Kian wendet sich ihr zu, legt zwei Finger unter ihr Kinn und hebt ihren Blick. „Du brauchst dir wirklich keine Sorgen machen. Wenn irgendwas komisch wäre, hätte man das im Haus doch schon mitbekommen.“
Sie atmet tief ein. Seine Nähe beruhigt sie – mehr, als sie zugeben würde. „Du hast wahrscheinlich recht.“
„Ganz sicher“, sagt Kian mit einem weichen, tiefen Lächeln. „Und außerdem – ich bin ja bei dir.“
Elysia lächelt nun auch, ein kleines, vorsichtiges Lächeln, das trotzdem in ihren Augen ankommt.
Kian öffnet ihr die Beifahrertür. „Komm. Ich bring dich zur Arbeit, bevor Phelia einen Herzinfarkt bekommt, weil du schon wieder zu spät bist.“
„Ich bin nur wegen dir zu spät“, kontert Elysia schmunzelnd.
„Und ich bin stolz drauf.“
Sie steigt in den Wagen. Kian geht um die Motorhaube herum, setzt sich ans Steuer und startet den Motor.
Während sie losfahren, gleitet Elysias Blick im Rückspiegel noch einmal zu dem schwarzen SUV. Unbeweglich. Verschneit. Still. Einen Moment lang zieht sich ihr Magen zusammen. Warum steht er schon wieder da...?
Dann legt Kian eine Hand auf ihr Knie, drückt kurz. Sie sieht zu ihm – und lächelt wieder. Sie fahren los.
Hinter ihnen bleibt der SUV stehen. Reglos. Doch nicht unbemannt.
Kessler hebt sein Handy ein winziges Stück. Er filmt, wie Kian und Elysia vom Parkplatz rollen und verschneite Reifenspuren hinterlassen. Er filmt, wie ihr Wagen in die Straße einbiegt. Er filmt, wie ihre Lichter kleiner werden und schließlich verschwinden.
Dann stoppt er die Aufnahme, speichert sie, sortiert und kennzeichnet sie mit dem exakten Zeitstempel und der Ortsmarkierung. Ein leises Summen – eine Nachricht.
Auberon: Neuigkeiten?
Kessler tippt nur ein einziges Wort:
Kessler: Unterwegs.
Er steckt das Handy weg. Startet den SUV. Wartet drei Sekunden, um den perfekten Abstand zu gewinnen, bevor er Valerians Befehl ausführt. Dann fährt er los. Langsam. Unauffällig. Aber immer auf Abstand. Denn seine Aufgabe ist nicht, gesehen zu werden. Seine Aufgabe ist es, alles zu sehen.
Der schwarze SUV gleitet lautlos durch die verschneite Straße, immer einige Wagenlängen hinter Kians Auto. Nicht zu nah, nicht zu weit weg – ein Abstand, den man nur lernt, wenn man lange genug im Auftrag der Obsession anderer Menschen lebt.
Der Schnee dämpft jedes Geräusch, und Kessler wirkt wie ein weiterer, lautloser Bestandteil der Winterlandschaft: unsichtbar, aber wachsam.
Kians Wagen rollt am Morgen durch Brunnental, vorbei an Läden und verschneiten Gehwegen, bis er das warme, goldene Licht der bereits geöffneten Konditorei erreicht.
Kessler erkennt den Ort sofort. Er kennt ihn bereits. Vom gestrigen Tag. Zweites Mal. Gleicher Ort. Gleiche Frau.
Er beobachtet, wie die Rücklichter bremsen und zum Stehen kommen. Kian parkt direkt vor der Konditorei, in voller Sichtweite der großen Fenster. Kessler lässt seinen SUV am anderen Ende der Straße einrollen, gerade so weit entfernt, dass er selbst im Rückspiegel nur ein flüchtiger Schatten wäre.
Er zoomt die Handy-Kamera ein kleines Stück heran. Die Szene, die sich ihm bietet, ist eindeutig.
Elysia lehnt sich zu Kian hinüber. Er streicht ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht, eine zärtliche, automatische Geste. Ihre Hände finden seine.
Und dann - der Kuss.
Er ist lang. Innig. Mehr als das, was man beiläufig vor der Arbeit tut. Mehr als nur ein flüchtiger Abschied. Er ist fest. Vertraut. Verliebt.
Kessler filmt es. Präzise. Regungslos. Er kennt seine Aufgabe. Als der Kuss sich löst, bleibt Elysia noch einen Atemzug lang nahe bei ihm, ihre Stirn an seine gelehnt. Kian sagt etwas – vermutlich etwas Sanftes, Beruhigendes, so wie er es bereits am Morgen getan hat.
Elysia lächelt.
Sie öffnet die Tür, steigt aus. Der Schnee fällt ihr in die Haare, sie zieht den Mantel enger und winkt ihm ein letztes Mal zu. Kian hupt kurz – ein liebevolles Signal, nicht aufdringlich, aber eindeutig zu ihr gehörend.
Elysia dreht sich mit einem strahlenden Lächeln um und verschwindet hinter der Tür der Konditorei. Die kleine Glocke klingelt leise beim Eintreten.
Kessler stoppt das Video. Er wartet. Er beobachtet.
Kian setzt seinen Blinker, fährt langsam los. Jetzt bewegt sich auch der schwarze SUV. Langsam. Mit genügend Abstand. Kein Anlass, Verdacht zu schöpfen. Kessler verfolgt ihn.
Er tippt nebenbei eine kurze Nachricht, ohne den Blick vom Verkehr zu nehmen:
Kessler: Er ist wieder unterwegs. Ich bleibe dran.
Nachricht gesendet. Schweigen. Dann ein vibrierendes Ping.
Auberon: Gut. Keine Fehler.
Das Haus ist still. Zu still für Valerians rastlose, brodelnde Gedanken. Er sitzt am großen Esstisch, vor sich eine kalte Tasse Kaffee, die er nicht angerührt hat. Seine Finger trommeln ungeduldig auf das Holz, sein Blick starrt auf sein Handy.
Dann das kurze Vibrieren. Eine neue Nachricht. Von Kessler. Valerians Herz setzt einen Schlag aus. Er schnappt nach dem Handy, wischt die Nachricht auf.
Kessler: Video. Zeit: 07:42. Ort: Konditorei.
Darunter ein Anhang. Valerian tippt sofort darauf. Das Video öffnet sich.
Und da ist sie. Elysia. Im warmen Morgenlicht, eingehüllt in ihren Mantel, die Augen strahlend – strahlender, als sie es je bei ihm war.
Und dann sieht er ihn. Den Mann. Wie er sich zu ihr beugt. Wie sie ihn anlächelt, als wäre er ihr Zuhause. Wie sie seine Wange streichelt. Und dann der Kuss. Ein langer, vertrauter, inniger Abschiedskuss. Ohne Eile. Ohne Zweifel.
Valerians Atem stockt.
Er spult zurück. Noch einmal. Und noch einmal. Jedes Mal wird sein Blick kälter. Härter.
„Also ist es so weit…“, murmelt er rau. „Schon so eng… schon so eng…“
Seine Finger krallen sich in die Tischkante. Er sieht zu, wie Elysia aussteigt, wie sie ihm zuwinkt, wie dieser Mann hupt – ein kleines Signal, das Valerians Innerstes trifft wie ein Messer. Dann fährt der Wagen los. Und Valerian bleibt zurück mit einem Gefühl, das längst kein Schmerz mehr ist.
Es ist Besitz. Es ist Wut. Es ist ein verletztes Ego, das Rache schwört.
Seine Stimme ist nur ein flüsternder Hauch, aber sie trägt den Klang einer unumstößlichen Entscheidung:
„Dieser Mann…“
Er zoomt auf das Video. Auf Kians Gesicht. Auf seine Hand, wie sie Elysias Wange berührt.
„... dieser Mann denkt wirklich, er könnte mich ersetzen.“
Ein schiefes, gefährliches Lächeln zuckt über seine Lippen. Er tippt Kessler eine Antwort:
Valerian: Finden Sie seinen Namen. Jetzt. Und wo er wohnt.
Er drückt „Senden“. Doch er lehnt sich nicht zurück. Er bleibt vornübergebeugt. Atmet schwer. Und dann passiert der Moment, der alles verändert. Der Moment, in dem er nicht mehr nur reagiert – sondern plant.
Langsam steht er auf, geht zum Fenster. Draußen fällt der Schnee dicht und weiß, so unschuldig die Welt wirken kann, wenn man nicht genau hinsieht.
Valerian starrt hinaus. Und flüstert:
„Wenn er glaubt, dass sie ihm gehört... dann wird er lernen müssen, dass er sich geirrt hat.“
Sein Blick ist voller dunkler, kalter Entschlossenheit.
„Ich hole sie zurück.“ Seine Hand ballt sich zur Faust. „Egal, wie.“
In diesem Moment ist Valerian kein verletzter Ehemann mehr. Er ist etwas anderes. Etwas Gefährliches. Etwas, das Elysia und Kian nicht kommen sehen.
Valerian kommt die Treppe herunter. Sein Schritt ist hart, fast stakkatohaft, er hallt durch die kühle Morgenluft. Er wirkt nicht übermüdet – er wirkt wie jemand, der die ganze Nacht wach war und dessen Adrenalin noch immer in den Adern pulsiert.
Frau Schubert holt tief Luft. „Herr Auberon…“, beginnt sie vorsichtig.
Er hebt nicht einmal den Blick. „Später.“
„Nein“, sagt sie, leiser, aber mit einer Entschlossenheit, die er selten von ihr hört. Ihre Stimme zittert leicht, aber sie hält dem Moment stand. „Es muss jetzt sein.“
Valerian bleibt stehen. Langsam dreht er sich zu ihr um. Sein Gesicht ist wie aus Stein gemeißelt, jede Emotion verbirgt sich hinter einer glatten, kalten Oberfläche.
Frau Schubert nimmt all ihren Mut zusammen. Ihr Blick ist warm, flehend – so, wie eine Mutter mit einem Sohn spricht, den sie verloren glaubt.
„Ich habe gestern etwas gehört“, beginnt sie. „Nicht absichtlich. Ich stand vor der Tür, als Sie telefoniert haben.“
Valerians Mimik verändert sich nicht. Gar nicht. Das macht es schlimmer.
„Und?“, fragt er flach, seine Stimme bar jeder Wärme.
„Und... ich mache mir Sorgen.“ Sie ringt mit den Händen. „Sie haben über Elysia gesprochen. Und über... jemanden, der bei ihr ist.“
Ein Zucken in seinem Augenwinkel. Nur ein Hauch – aber für sie ist es die Bestätigung.
„Herr Auberon, ich dachte... ich dachte wirklich, Sie hätten Frieden gefunden.“ Ihre Stimme bricht leicht. „Ich dachte, Sie hätten akzeptiert, dass Elysia ihr eigenes Leben lebt. Dass sie... gegangen ist, weil sie Angst hatte.“
Valerian hebt nun doch den Kopf. Seine Haltung wird steifer, bedrohlicher.
„Sie glauben also, ich wäre das Problem gewesen?“, fragt er tonlos.
„Ich glaube“, sagt Frau Schubert sehr sanft, „dass Sie beide gelitten haben. Und dass Sie sie oft... zu sehr gedrängt haben.“
Ein gefährliches Blinken flammt in Valerians Blick auf.
„Ich will nur“, fährt sie fort, „dass Sie verstehen: Elysia verdient Frieden. Und Sie auch. Bitte... lassen Sie sie ihr Leben leben. Sie hat jemanden gefunden, der ihr gut tut.“
Das war zu viel.
Jetzt hebt Valerian den Kopf ganz. Sein Blick fährt durch sie hindurch, scharf wie eine Klinge.
„Wissen Sie, was ich höre, Frau Schubert?“, sagt er ruhig. Zu ruhig. „Dass Sie glauben, ich hätte keinen Platz mehr in ihrem Leben.“
Sie öffnet den Mund. „Herr Auberon...“
„Dass Sie glauben, ich solle aufgeben.“
Sie tritt einen Schritt zurück. Sein Tonfall ist nicht laut, aber er ist voller Spannung – als könnte er in diesem Moment explodieren oder in tausend Stücke zerbrechen.
„Ich habe alles für sie getan“, sagt er, und die Wut schleicht sich wie Gift in seine Stimme. „Sie war mein Leben. Mein Zuhause. Alles, was ich hatte. Und Sie wagen es, mir zu sagen, ich soll sie... vergessen?“
„Ich sage Ihnen, Sie sollen sie in Ruhe lassen“, sagt Frau Schubert, jetzt zittrig, aber standhaft. „Sie hat Angst vor Ihnen. Und das sagt mehr als tausend Worte.“
Stille. Frostige, messerscharfe Stille legt sich über den Flur.
Valerian tritt einen Schritt auf sie zu. Nicht schnell. Aber bedrohlich ruhig.
„Passen Sie auf, was Sie sagen.“
Frau Schubert hat Tränen in den Augen. Nicht aus Angst vor ihm – sondern aus Angst um ihn und für Elysia.
„Ich dachte immer...“, flüstert sie, „ich wäre wie eine Mutter für Sie. Dass Sie auf mich hören.“
Er schaut sie lange an. Zu lange. Dann sagt er kühl, seine Stimme ist ein Schlag:
„Ich brauche keine Mutter. Ich brauche meine Frau zurück.“
Frau Schubert zuckt zusammen. Es tut ihr körperlich weh, das zu hören.
Valerian geht an ihr vorbei. Stoßartig. Sein Arm streift sie, fast rücksichtslos, absichtlich hart.
„Mischen Sie sich nicht ein“, warnt er mit dunkler Ruhe. „Oder ich entlasse Sie.“
Er geht weiter Richtung Haustür, greift nach seinem Mantel.
Frau Schubert bleibt zurück. Erschrocken. Sie erkennt, wie sehr sie sich in Valerians Entwicklung geirrt hat. Wie tief seine Besessenheit sitzt. Wie weit er bereit ist zu gehen.
Er ist nicht mehr der Mann, den sie großgezogen hat. Er ist gefährlich. Für sich. Für Elysia. Für jeden, der sich ihm in den Weg stellt.
Sie wischt sich die Tränen aus den Augen. „Ich muss sie warnen“, flüstert sie.
Diesmal nicht nur als Haushälterin. Sondern als die einzige Person, die noch zwischen Elysia und Valerians Dunkelheit steht.
Kian fährt entspannt durch den Morgenverkehr von Brunnental. Der Schnee rieselt in weichen Schleiern über die Windschutzscheibe, der Scheibenwischer gleitet gleichmäßig hin und her, ein beruhigender Rhythmus. Musik läuft leise im Hintergrund, kaum mehr als ein Echo seiner eigenen, ruhigen Stimmung.
Er denkt an Elysia. An ihren Kuss vorhin, der die Kälte des Wintermorgens vertrieben hat. An ihr Lachen, das immer noch in seinem Ohr klingt. Er denkt an das warme, tiefe Gefühl, das noch immer in seinem Brustkorb liegt, ein Anker der Geborgenheit, den er nicht erwartet hatte.
Er hat keinen Grund, misstrauisch zu sein. Kein Grund, in den Rückspiegel zu schauen. Kein Grund zu glauben, dass er nicht allein unterwegs ist. Aber er ist es nicht.
Der schwarze SUV gleitet nahezu lautlos durch den Schnee. Er hält konstant den richtigen Abstand – nicht zu nah, nicht zu weit – genau richtig, um unsichtbar zu bleiben.
Kessler sitzt hinter dem Steuer wie ein Mann, der diese Arbeit schon viel zu lange tut. Seine Haltung ist ruhig, sein Blick konzentriert und analytisch. Mit einem kurzen, professionellen Blick überzeugt er sich, dass Kians Wagen weiterhin vor ihm bleibt, eine kleine Silhouette im grauen Wintermorgen.
Dann nimmt er sein Handy. Ein einziger, vertrauter Kontakt leuchtet auf: „R. Stein – Verkehrsamt“. Er tippt eine kurze Nachricht, die keinen Raum für Fragen lässt:
Brauch dringend eine Halterabfrage. Kennzeichen: FKS-KS 278. Schnell.
Keine Keine Minute später kommt die Antwort. Stenografisch. Routine. Aber zwischen den Zeilen schwingt das Echo einer langen, stillschweigenden Freundschaft mit.
Mach ich. 5 Minuten.
Kessler legt das Handy auf den Beifahrersitz. Sein Blick bleibt fest auf die Straße gerichtet, die rechte Hand liegt locker am Lenkrad. Er weiß genau, wie man jemanden verfolgt, ohne aufzufallen. Jede Markierung, jede Abbiegung, jede Gelegenheit zum Überholen ist bereits im Voraus kalkuliert. Er ist ein Schatten, der niemals einen Schatten wirft.
Kian biegt in Richtung Innenstadt ab – ahnungslos, pfeifend zu einem Song im Radio. Ein kurzer Blick in den Rückspiegel, kein leisester Verdacht stört seinen entspannten Morgen.
Dann vibriert Kesslers Handy wieder.
Halter: Kian Sterling. Anschrift folgt.
Kessler lächelt leicht, eine kaum merkliche Bewegung seiner Lippen. Kian Sterling. Endlich ein Name.
Nur Sekunden später folgt die zweite Nachricht:
Adresse: Am Lerchenweg 11, 14632 Falkensee.
Kessler speichert die entscheidenden Daten sofort ab. Er beobachtet, wie Kian den Firmenparkplatz ansteuert. Als Kians Wagen aus dem Blickfeld fährt, fährt Kessler weiter die Straße entlang, ohne die Geschwindigkeit zu ändern – ein Schatten, der niemals zu nahe kommt.
Dann öffnet er den Chat mit Valerian.
Name und Adresse sind da. Kian Sterling. Wohnhaft in Falkensee. Weitere Details folgen.
Er tippt auf Senden. Die Nachricht ist draußen. Und damit beginnt ein neues Kapitel – eines, das gefährlich werden wird.