Falkensee - Kapitel 14



Der September zeigt sich von seiner schönsten Seite – die Sonne ist noch warm, aber milder, das Licht weicher, die Luft trägt schon einen Hauch von Herbst in sich. In Brunnental weht der Wind durch die Bäume, und auf den Straßen ist viel Betrieb.

 

Elysia steht am Fenster ihrer Wohnung, den Blick auf die kleine Straße gerichtet, in der Kinder auf Fahrrädern vorbeifahren. Ihr Zuhause hat sich verändert – nicht mehr leer und hallend, sondern lebendig.


Die Küche ist fertig, hell und freundlich, mit weißen Schränken und einem alten Esstisch, den sie von ihren Eltern bekommen hat. Das Schlafzimmer ist schlicht, mit cremefarbenen Vorhängen und einem Bett, das nach Ruhe aussieht.


Nur das Wohnzimmer wirkt noch unvollständig – die Couch ist gebraucht, der Couchtisch schlicht, das Regal halb gefüllt mit Büchern, die sie gebraucht gekauft hat. Aber es reicht. Sie braucht kein Prunk, keine Perfektion. Nur ein Gefühl von Frieden – und das hat sie hier gefunden.

 

Auf dem Fensterbrett steht eine kleine Zimmerpflanze, ihre erste eigene. Sie hat sie „Luna“ genannt, nach dem Mond, der sie oft durch schlaflose Nächte begleitet hat.

 

Elysia lächelt leicht, nimmt ihre Tasse Tee vom Tisch und atmet tief durch.
Es geht ihr gut. Nicht perfekt, nicht immer leicht – aber gut.


Sie arbeitet weiterhin in der Bäckerei, hat sich dort eingelebt, lacht viel mit Phelia, backt manchmal nach Feierabend gemeinsam mit ihr kleine Quiches, und abends, wenn sie nach Hause kommt, genießt sie die Stille. Sie hat gelernt, sich selbst zu genügen.

 

Nur manchmal, wenn sie abends auf ihrem Balkon sitzt und den Himmel über Brunnental betrachtet, kommt der Gedanke an ihn. Nicht schmerzhaft, nicht sehnsüchtig – eher wie eine warme Erinnerung. Ein Mensch, der da war, als sie ihn am meisten gebraucht hat. Und den das Schicksal danach leise wieder fortgetragen hat. Sie hat akzeptiert, dass manche Begegnungen nur für eine Zeit bestimmt sind.

 

Und das ist in Ordnung.


In Falkensee ist der Himmel klarblau, die Sonne spiegelt sich in den Fenstern des modernen Bürogebäudes.


Kian sitzt in seinem neuen Büro – gemeinsam mit Ben.
Die beiden leiten jetzt die IT-Abteilung, seit der alte Abteilungsleiter in den Ruhestand gegangen ist.

 

„Man muss schon sagen,“ sagt Ben grinsend, während er an seinem Schreibtisch lehnt, „wir machen uns ziemlich gut als Chef-Duo.“


Kian lacht. „Wir ergänzen uns halt. Du bist der Chaot, ich bin der Planer. Das Gleichgewicht muss stimmen.“


Ben grinst breit. „Na, Hauptsache, du sagst nicht, du bist der Chef.“


„Nicht nötig,“ antwortet Kian ruhig. „Du weißt, dass ich’s bin.“

 

Sie lachen, wie sie es oft tun, und die Stimmung ist gelöst.


Kian genießt diese neue Rolle. Er mag Verantwortung – und das Gefühl, etwas geschaffen zu haben, das funktioniert. Er wirkt ausgeglichener, sicherer, angekommen. Und obwohl die Arbeit fordernd ist, merkt er, dass sie ihm guttut. Nur selten, in stillen Momenten, taucht ihr Bild auf.


Elysia.

 

Die Erinnerungen sind verblasst, nicht vergessen – aber weicher geworden.
Wie Fotos, die an Farbe verlieren, aber nie an Bedeutung. Manchmal, wenn er am See sitzt oder die Sonne durch die Bürofenster fällt, denkt er an sie. Fragt sich, ob sie noch in Brunnental ist, ob sie lächelt, ob sie das Leben gefunden hat, das sie gesucht hat.

 

Doch jedes Mal, wenn der Gedanke kommt, lächelt er leise und lässt ihn los.
Er hat gelernt, dass nicht alles, was bleibt, auch festgehalten werden muss.

 

Und vielleicht, denkt er manchmal, war genau das ihre gemeinsame Geschichte:


Zwei Menschen, die sich im richtigen Moment begegnet sind,
um sich gegenseitig den Weg freizugeben.


Hannah sitzt am Küchentisch, die Hände um eine Teetasse gelegt, und lächelt leise, während Ben in der Küche herumwerkelt. Sein Blick wandert immer wieder zu ihr, und jedes Mal, wenn sich ihre Blicke treffen, liegt darin dieses unausgesprochene Staunen – das leise Glück, das sich langsam anfühlt, als würde es Wurzeln schlagen.

 

Es war nicht geplant. Nicht besprochen. Nicht vorbereitet.

 

Aber seit sie vor ein paar Wochen den Test in den Händen hielt, hat sich alles verändert.

Anfangs war da nur Schock gewesen. Dann Zweifel. Dann – nach langen Gesprächen, nach durchwachten Nächten – Freude. Echte, vorsichtige Freude.

 

„Du bist ganz schön ruhig heute,“ sagt Ben und stellt ihr ein Butterbrot hin, wie er es seit Tagen tut – viel zu liebevoll, als würde sie zerbrechen, wenn er es nicht perfekt macht.

 

Hannah lächelt, hebt den Blick. „Ich bin einfach müde. Und ich glaub, die Kleine in mir mag keine Toastkruste.“

 

Die Kleine, ja?“ Ben grinst. „Also, wir sind schon bei Mädchen?“


„Nur so ein Gefühl,“ sagt sie und zuckt mit den Schultern. „Vielleicht, weil du dich eh schon in sie verliebt hast.“

 

Er lacht, kommt zu ihr, legt den Arm um ihre Schultern und drückt ihr einen Kuss auf den Kopf.


„Ich kann’s immer noch kaum glauben,“ sagt er leise. „Aber… es fühlt sich richtig an.“

 

„Ja,“ murmelt Hannah. „Tut es.“

 

Sie lehnt sich an ihn, und für einen Moment ist da nur Stille. Doch tief in ihr, ganz leise, regt sich ein anderer Gedanke.

 

Kian.


Und Elysia.

 

Sie hat ihr Versprechen gehalten. Seit Monaten. Nie hat sie ihm gesagt, wo Elysia ist. Nie, dass Elysia nach ihm gefragt hat.
Und Elysia weiß nicht, dass Kian noch immer – hin und wieder – über sie spricht. Aber jedes Mal, wenn einer von ihnen zur Sprache kommt, spürt Hannah, dass da etwas ist.


Etwas, das unausgesprochen geblieben ist, aber nicht verschwunden. Eine Verbindung, die nicht endet, auch wenn beide versuchen, sie zu vergessen.

 

„Woran denkst du?“ fragt Ben und zieht sie sanft aus ihren Gedanken.

 

„An nichts Wichtiges,“ sagt sie und lächelt, auch wenn sie weiß, dass das nicht ganz stimmt.

 

Er legt die Hand auf ihren Bauch, sanft, fast ehrfürchtig.


„Wenn das kein Beweis ist, dass das Leben einfach passiert, egal, was man plant,“ sagt er mit einem schiefen Lächeln.

 

Hannah lacht leise, legt ihre Hand über seine. „Ja. Vielleicht ist das so.“

 

Und in diesem Moment spürt sie, dass das Leben sich weiterdreht – mit ihr, mit Ben, mit Elysia, mit Kian.


Jeder auf seinem Weg, alle irgendwo verbunden durch unsichtbare Fäden, die noch nicht ganz durchschnitten sind. Sie sieht zum Fenster hinaus, wo das Sonnenlicht auf die Dächer fällt, und flüstert leise:

 

„Manchmal weiß das Leben einfach besser, wann der richtige Moment ist.“


Das Haus ist still geworden. So still, dass man die Uhr im Flur ticken hört und das Tropfen des Wassers in der Küche zu laut klingt. Die Vorhänge sind halb geschlossen, das Licht fällt gedämpft in den Raum, als wollte es die Dunkelheit meiden, die sich in den letzten Wochen in jeder Ecke eingenistet hat.

 

Valerian sitzt in seinem Sessel im Wohnzimmer, ein halb geleertes Glas Whisky in der Hand. Vor ihm steht eine offene Flasche, daneben ein Briefumschlag vom Anwalt. Das Papier ist schon leicht zerknittert, als hätte er es zu oft in die Hand genommen, ohne sich noch wirklich dafür zu interessieren.

 

Er starrt ins Nichts, die Gedanken träge, benebelt. Vor ein paar Tagen hat er unterschrieben. Die Einwilligung zur Scheidung. Kein Kampf mehr, keine Gegenwehr, keine Drohungen. Er hat losgelassen. Zumindest auf dem Papier.

 

Frau Schubert, seine Haushälterin, steht in der Tür, beobachtet ihn mit besorgtem Blick. Sie kennt ihn, seit er Anfang zwanzig war.
Sie hat erlebt, wie ehrgeizig er war, wie charmant, wie stolz.


Und jetzt sieht sie, was von diesem Mann übrig geblieben ist: ein Schatten mit müden Augen, der zu viel trinkt und zu wenig schläft.

 

„Herr Auberon?“ sagt sie vorsichtig. „Sie sollten etwas essen. Ich habe Suppe gemacht.“

 

Er hebt kaum den Blick. „Ich brauch keine Suppe.“


„Doch, brauchen Sie,“ sagt sie leise und tritt näher. „Und weniger davon.“ Ihr Blick fällt auf das Glas in seiner Hand.

 

Er lacht bitter. „Ach, Frau Schubert… Wenn Sie wüssten, wie sehr ich das alles leid bin – das Warten, das Denken, das Atmen.“


„Ich weiß,“ antwortet sie ruhig. „Aber das ist kein Grund, sich selbst zu zerstören.“

 

Er lehnt sich zurück, reibt sich über das Gesicht. „Ich will keinen Streit mehr. Ich hab die Scheidung unterschrieben. Ich will, dass sie glücklich ist, wenn sie’s denn kann.“

 

„Das ist ein Anfang,“ sagt sie, fast erleichtert.

 

„Mein Anwalt schickt ihr die Frist,“ murmelt er. „Sie soll ihre Sachen holen. Ich will’s erledigt haben, bevor ich’s mir anders überlege.“

 

Frau Schubert nickt, auch wenn sie weiß, dass das nur halbe Ehrlichkeit ist.


Valerian will die Sache beenden – aber das, was er verloren hat, trägt er jeden Tag noch mit sich herum. Sie sieht sich im Raum um: das Glas auf dem Tisch, die Flasche, die halb geleert ist, die Unordnung, die sich still eingeschlichen hat.


„Herr Auberon,“ sagt sie sanft, „wenn Sie so weitermachen, verlieren Sie bald mehr als nur Ihre Frau.“

 

Er sieht sie an, sein Blick glasig. „Ich hab sie längst verloren.“

 

Ein Moment vergeht, still und schwer. Dann dreht er sich weg, greift nach der Flasche, gießt sich nach.

 

„Ich bleib trotzdem,“ sagt sie nach einer Weile leise. „Auch wenn Sie’s mir schwer machen.“

 

Er sieht sie kurz an, überrascht. „Warum?“

 

Sie lächelt traurig. „Weil Sie sonst ganz allein wären. Und das haben Sie nicht verdient – auch wenn Sie’s glauben.“

 

Er sagt nichts mehr. Nur ein kaum hörbares „Danke“, das zwischen ihnen hängen bleibt, bevor sie leise aus dem Raum geht.

 

Zurück bleibt Valerian, der im schwachen Licht sitzt, das Glas in der Hand,
und sich fragt, wann genau aus Liebe so viel Leere geworden ist.

 

Er trinkt.


Langsam, gedankenlos, wie jemand, der nur noch versucht, die Nacht auszuhalten.


Der Morgen beginnt ruhig, fast friedlich.
Elysia sitzt am Küchentisch ihrer kleinen Wohnung, eine dampfende Tasse Tee vor sich, die Sonne fällt schräg durch das Fenster und zeichnet helle Streifen auf den Boden. Draußen hört man Kinder lachen.

 

Dann klopft es an der Tür. Der Postbote lächelt, übergibt ihr einen dicken Umschlag – neutral, geschäftlich, unscheinbar.
Doch schon beim ersten Blick auf den Absender zieht sich ihr Magen zusammen.

 

Kanzlei Dr. W. Härtel 

 

Ihr Atem stockt. Langsam, fast widerwillig, öffnet sie den Umschlag.

 

„Sehr geehrte Frau von Kaltenthal,


nach Rücksprache mit meinem Mandanten teilen wir Ihnen mit, dass die endgültige Scheidung eingeleitet wurde.
Sie werden gebeten, Ihre persönlichen Gegenstände innerhalb der nächsten vier Wochen aus dem Anwesen in Falkensee abzuholen…“

 

Elysia liest die Zeilen mehrmals, doch sie scheinen sich kaum zu verändern.
Die Buchstaben verschwimmen, und plötzlich ist alles wieder da.


Das Haus.


Die Stille beim Frühstück.


Seine Stimme, scharf und fordernd.


Die Enge in der Brust.

 

Sie legt den Brief langsam auf den Tisch, als hätte er Gewicht.
Dann steht sie auf, nimmt ihre Tasche und den Brief, und verlässt die Wohnung.

 

Eine halbe Stunde später sitzt sie im Wohnzimmer ihrer Eltern. Ihre Mutter, Malina, gießt Tee ein, ihr Vater, Jens, steht am Fenster, die Hände in den Taschen, das Gesicht angespannt.

 

„Also hat er eingewilligt,“ sagt Jens schließlich, mit einem Ton zwischen Erleichterung und Sorge.

 

Elysia nickt stumm. „Ja. Es ist vorbei. Wirklich vorbei.“

 

Malina stellt die Teekanne ab, sieht ihre Tochter prüfend an. „Und was macht dich dann so unruhig?“

 

Elysia schiebt den Brief über den Tisch. „Das.“

 

Ihre Mutter liest, runzelt leicht die Stirn. „Er will, dass du deine Sachen holst.“


„Ich weiß.“


„Und du willst nicht hin?“

 

Elysia schüttelt den Kopf. „Nein. Ich will dieses Haus nicht sehen. Ich hab zu viel von mir dort gelassen. Ich will da nicht stehen und so tun, als wäre es mir egal.“

 

Jens dreht sich vom Fenster um. „Vielleicht musst du das aber,“ sagt er ruhig. „Nicht für ihn – für dich.“

 

Sie blickt zu ihm auf. „Für mich?“

 

„Ja,“ sagt er und geht zu ihr, legt ihr eine Hand auf die Schulter. „Du bist vor diesem Haus weggelaufen, weil du keine Luft mehr bekommen hast. Aber wenn du jetzt immer nur daran vorbeigehst, bleibt es in deinem Kopf wie ein offenes Kapitel. Manchmal muss man etwas ein letztes Mal sehen, um es wirklich hinter sich zu lassen.“

 

Elysia atmet langsam aus. „Und wenn er da ist?“


„Dann red mit ihm,“ sagt Malina sanft. „Nicht, um es zu klären. Sondern um Frieden zu schließen. Für dich.“

 

Elysia schweigt lange, sieht auf den Brief, dessen Ränder sich leicht wellen.
Sie weiß, dass ihre Eltern recht haben. Aber allein der Gedanke, wieder durch diese Türen zu gehen, wieder seine Gegenwart zu spüren – er macht ihr Angst.

 

„Ich weiß nicht, ob ich das kann,“ sagt sie leise.

 

„Doch,“ antwortet Jens ruhig. „Das kannst du. Du bist nicht mehr die Frau, die du damals warst.“

 

Elysia nickt schließlich, langsam, unsicher.


„Vielleicht fahr ich am Wochenende hin,“ murmelt sie. „Nur kurz. Ich will einfach, dass es vorbei ist.“

 

Malina streicht ihr beruhigend über die Hand. „Dann fahr hin, Kind. Sammle deine Sachen – und lass alles andere dort, wo es hingehört.“

 

Elysia hebt den Blick, ihre Augen sind ruhig, aber schwer.


„Ich hoffe, dass er mich einfach gehen lässt.“

 

Ihre Mutter lächelt traurig. „Vielleicht tut er das endlich. Und vielleicht kannst du dann wirklich frei sein.“

 

Elysia nickt, faltet den Brief und steckt ihn in ihre Tasche.
Sie weiß, dass sie dorthin fahren wird – nicht, weil sie will, sondern weil sie muss.

 

Sie starrt auf die Zeilen, die sie inzwischen auswendig kennt, und spürt, wie die Unruhe langsam in ihr aufsteigt – dieses flirrende Gefühl zwischen Angst, Unsicherheit und etwas, das fast wie Entschlossenheit wirkt. Dann greift sie nach ihrem Handy.


Ihr Blick bleibt kurz auf dem Bildschirm hängen, bevor sie Hannahs Nummer antippt. Es klingelt nur zweimal.

 

„Elysia!“ Hannahs Stimme klingt warm und vertraut, so wie immer. „Ich wollte dich sowieso anrufen! Wie geht’s dir?“

 

Elysia lächelt schwach. „Das ist eine gute Frage.“


„Das klingt nicht gut.“


„Ich hab heute Post bekommen,“ sagt Elysia leise. „Von Valerians Anwalt.“

 

Einen Moment ist es still am anderen Ende der Leitung.


Dann spricht Hannah behutsam: „Und?“

 

„Er will, dass ich meine Sachen aus dem Haus hole. Eine Frist – vier Wochen.“


„Oh, Elysia…“


„Ich weiß nicht, ob ich das schaffe,“ sagt sie, und ihre Stimme zittert leicht.

 

„Ich will da eigentlich nicht hin. Aber ich muss wohl. Meine Eltern sagen, ich soll fahren, das Kapitel abschließen. Und… ich glaube, sie haben recht.“

 

„Das haben sie,“ sagt Hannah sanft. „Und du musst das nicht allein tun.“

 

Elysia atmet leise auf. „Ich wollte dich genau das fragen. Ob ich vielleicht am Wochenende bei euch übernachten darf. Ich würd Freitag kommen, Samstag ins Haus fahren, und am Sonntag wieder zurück.“

 

Hannah lacht leise, herzlich. „Natürlich darfst du. Das fragst du doch nicht mal! Du weißt, du bist hier immer willkommen. Ben wird sich auch freuen.“

 

Elysia lächelt, zum ersten Mal an diesem Tag wirklich. „Danke, Hannah. Ich weiß gar nicht, was ich ohne dich machen würde.“

 

„Wahrscheinlich genau dasselbe, nur mit schlechterem Kaffee,“ scherzt Hannah, und sie beide lachen leise.

 

Dann wird Hannahs Stimme weicher, und sie zögert kurz. „Elysia… es gibt da übrigens noch was. Ich wollte’s dir eigentlich persönlich sagen, aber… ach, ich platze sonst.“

 

„Was denn?“ fragt Elysia neugierig.

 

„Ben und ich… wir bekommen ein Baby.“

 

Einen Moment lang sagt Elysia nichts – und dann legt sich ein Lächeln über ihr Gesicht, warm und echt.


„Oh Hannah… das ist wunderschön!“

 

Ihre Stimme bricht ein wenig, und ohne dass sie es bemerkt, laufen ihr Tränen über die Wangen – diesmal nicht aus Schmerz, sondern aus Freude.

 

„Ich freu mich so für euch,“ sagt sie leise. „Wirklich. Ihr zwei werdet tolle Eltern.“

 

„Das hoffe ich,“ sagt Hannah mit einem kleinen Lachen, in dem Freude und Nervosität mitschwingen. „Es war nicht geplant, aber irgendwie… fühlt es sich richtig an.“

 

„Das tut es auch,“ flüstert Elysia, wischt sich die Tränen ab. „Ich wünsch dir alles Glück der Welt. Euch beiden.“

 

„Danke,“ sagt Hannah leise. „Und du, meine Liebe – du wirst auch wieder glücklich. Vielleicht früher, als du glaubst.“

 

Elysia lacht leise durch ihre Tränen. „Wenn du das sagst, klingt’s fast glaubwürdig.“

 

„Weil ich’s meine,“ antwortet Hannah. „Also, du kommst Freitag, ja? Ich kümmere mich um alles.“

 

„Ja,“ sagt Elysia und nickt, obwohl Hannah das nicht sehen kann. „Freitag.“

 

Als das Gespräch endet, bleibt sie noch einen Moment sitzen, das Handy in der Hand, das Lächeln noch immer auf den Lippen.


Sie fühlt sich ruhiger – getragen von der Gewissheit, dass sie diesen Weg nicht allein gehen muss.

 

Und irgendwo, tief in ihr, regt sich etwas Neues:


Ein leiser, vorsichtiger Mut.